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Hessing-Klinik Spezialisierung und die Folgen Verwundert haben die Augsburger zur Kenntnis nehmen müssen, dass in einer der renommiertesten Kliniken Deutschlands, der Hessing-Klinik, elf Mediziner das Haus verlassen. Ein Teil der Mediziner verlässt die Hessing-Klinik in Richtung Donauwörth, um dort ein Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie aufzubauen. Der andere Teil geht nach München oder arbeitet in einer Praxis weiter. Als Erklärung für diesen Aderlass wird die Umstrukturierung der Hessing-Kliniken genannt, die zunehmend auf Spezialisierung setzt. Ein anderer Fall ist eine Patientin am Tübinger Klinikum, die an der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose litt. Für diese Krankheit sieht die Fallpauschale eine Verweildauer von zehn Tagen vor. Aber dem Mädchen ging es so schlecht, dass es 250 Tage lang isoliert in seinem Krankenhauszimmer auf eine Lungentransplantation warten musste. Dafür hat die Klinik eine Fallpauschale von 124.000 Euro bekommen. Gekostet habe die Behandlung 180.000 Euro. Und weil das Kind isoliert in einem Zimmer liegen musste, konnte das zweite Bett die ganzen Monate über nicht belegt werden. Das hat noch einmal mit 50.000 Euro zu Buche geschlagen. Für die Klinik ein herber finanzieller Schlag. Das ruft den Geschäftsführer der Klinik auf den Plan, der ein Sparprogramm fordert. Andere geschäftsführende Direktoren halten die Chef- und Oberärzte dazu an Behandlungen zu unterlassen, die den Erfolg der Klinik gefährden. Dagegen sollen sie rentable Eingriffe vermehrt durchführen. Die Hessing-Kliniken sehen den Königsweg in der Spezialisierung. Ein Spezialist – so die Hoffnung – wird die vorgegebene Fallpauschale einhalten und somit bekommt das Krankenhaus die festgelegte Vergütung ohne Abschläge. Das in der Vergangenheit mühsam erworbene Vertrauen des Patienten, dass ein Eingriff zur Vorbeugung oder Therapie aus seinem besten medizinischen Interesse und nicht aus kommerziellen Erwägungen vorgenommen wird, geht im Gesundheitsmarkt zunehmend verloren. Gerhard Gerke, 05.06.2014
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