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Björn Höcke im LandgasthofKissing am 15. September 2018Elli Frana 18.9.2018 Björn Höcke kam am 15. September nach Kissing in den Landgasthof „Altkissing“ und sprach im vollbesetzten Saal vor 200 begeisterten Anhängern. Auf Initiative der Jusos protestierte ein Bündnis #Vielfaltiststärker auf dem Rathausplatz mit über 300 Teilnehmern. Fast zeitgleich hatte Alice Weidel im Landkreis Günzburg im Dorf Breitenthal einen Auftritt. Auch hier gab es eine Protestkundgebung von mehreren 100 Leuten, auf der auch die Bürgermeisterin sprach. Der Einzug des „Caesars“, begleitet vom frenetischen Applaus der ca. 200-köpfigen Fangemeinde erinnerte doch stark an gewisse Jubelbezeugungen der teutschen Vergangenheit. „Heil“-Rufe unterblieben, da der Versammlungsleiter gleich zu Anfang auf die eventuelle Strafbarkeit „bestimmter Handlungen“ ausführlich hinwies. Mit „Ich bin Bayer, ich bin Schwabe“ präsentierte sich der in Lünen/NRW geborene Landessprecher des Landesverbandes der AFD in Thüringen auf der Wahlkampftour seiner Partei im „oberbayerischen Schwaben“. 27 Prozent erhoffe er sich für die Partei „Alternative für Deutschland“ im Osten, stärkste Partei solle sie dort werden und „stärkste Partei in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Die „Kartellparteien“ würden nur „weiter Einwanderung nach Europa fordern“ und ohnehin stünde der „Afrikanisierung Europas“ keine „vernunftbasierte Untersuchung der Kartellparteien“ entgegen. Somit wären die bisherigen „Wellen der Immigration“ nur ein „Rinnsal“. Überwachung und MeinungsfreiheitMit ihrer Haltung zum Bundeswehreinsatz im Ausland seien die „Kartellparteien die Feinde des Grundgesetzes“ und die Überwachung der AFD durch den Verfassungsschutz nur ein „Manöver der politischen Klasse, die weiß, dass ihre Zeit abgelaufen ist“. Eine „wehrhafte Demokratie“ brauche allerdings schon einen „Inlandsgeheimdienst“, der „gewalttätige Strukturen aufklären“ müsse, wohingegen der Verfassungsschutz nur „Gesinnungsschnüffelei“ betreibe. Eine „II. Stasi“ brauche dieses Land nicht. Die „Interessen des eigenen Volkes“ stünden „ganz oben auf der Agenda“. Die Bundeskanzlerin bringt er mit „Mauer-DDR“ in Verbindung, den Namen „Angela Merkel“ wolle er „nicht in den Mund nehmen“, denn diese „verfüge über keinen geisteswissenschaftlichen Hintergrund“, ihre Sätze würden von grammatikalischen Fehlern strotzen und „eines Grundschülers unwürdig sein“ (Zit. Höcke). Wiederholt nennt er Merkel eine „Spree-Despotin“, „ohne Format und ohne Inhalte“. Eine „Schadensbilanz“ sei „der Forschung zukünftiger Historiker“ überlassen. Wie Höcke sich diese Meinung gebildet hat, bleibt dem Publikum verschlossen, denn er selbst „guckt kein Fernsehen“ (Höcke, Zitat) und die Zeitung sei ein „Tendenzbetrieb“. Abbildung 1: AfD-Veranstaltung im bayerischen Landtagswahlkampf mit Björn Höcke im Landgasthof „Altkissing“ unter dem Motto „Unrecht beenden – Grenzen schützen“, Kissing, AfD-KV Aichach-Friedberg, 15.9.2018. Von links: Dr. Rainer Kraft (MdB Wahlkreis Augsburg Land, klimapolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, promovierter Chemiker), Björn Höcke (einer von zwei Sprechern der AfD Thüringen und Vorsitzender der Landtagsfraktion, Gymnasiallehrer), Josef Settele (Marktgemeinderat Aindling, Landtagskandidat im Stimmkreis Aichach-Friedberg, Handwerksmeister, 18 Jahre Kreisrat, davon 13 Jahre für die Republikaner), Kathrin Ebner-Steiner (stellvertretende Landesvorsitzende, Spitzenkandidatin zur Landtagswahl in Niederbayern, Bilanzbuchhalterin), Paul Traxl (Kreisvorsitzender Aichach-Friedberg, Zahnarzt) Den Namen Priol (Kabarettist) kennt er jedoch schon und bezeichnet einen Artikel über sich selbst auf der Titelseite des Mainecho (gilt als die größte Tageszeitung am bayerischen Untermain) mit „Höcke und der Mann aus der Anstalt“. Dies begründet er damit, dass daneben ein Kommentar über Herrn Priol stand. AuslandseinsätzeDeutsche Soldaten nach Syrien zu schicken, lehne er ab, denn dies würde nur „imperialistischen Machtinteressen dienen“, während „das syrische Volk leidet“. Dem Volk sei nur gedient, wenn Frieden herrscht, und die Russen hätten dort ein „zulässiges Mandat“, da sie von der dortigen „legitimen“ Regierung „gerufen worden“ seien. Erinnern Sie sich an den Afghanistankrieg in den 80-er Jahren? Der AFD werde eine „US-Phobie“ nachgesagt, „in den Russischen Hintern wolle er aber auch nicht …“ (Höcke, – Zitat)
EnergiewendeLaut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sei die Energiewende eine „OP am offenen Herzen“. Er selbst sieht das aber anders: Das vormals effiziente Energieversorgungssystem hätten die „Kartellparteien“ in den OP gelegt und „ohne Befund“ käme „das gesunde Herz raus und ein künstliches rein“ – „mit der Hoffnung, dass der Patient dies überlebe“. Überhaupt sei alles nur „CO2-Wahn“ von „Hochtechnologie-Hippies“. Von einem Dieselfahrverbot will die AFD nichts wissen. Der „Diesel-Alt“ würde „ins Ausland verkauft und über Polen“ käme er von dort wieder zurück. Die Kreuzfahrschiffe hätten ohnehin mehr Dieselausstoß und China wolle eine Elektroautoindustrie „ohne naturwissenschaftliches Grundlagenwissen“. Die Klimakatastrophe werde nur herbeigeredet durch Spiegelartikel wie „Ein Sommer der nie endet“ und die Hinweise auf eine neue Eiszeit habe man schon 1984 gehabt. Überhaupt „leidet“ Höcke um die Natur, geht Laufen im Wald. Zuletzt habe es 2003 einen Jahrhundertsommer gegeben – 1540 übrigens einen „Jahrtausendsommer“; 2018 wäre der Sommer allerdings nur in den Westen gekommen, da hätte man das Heu sogar nach Westen transportiert (um es dort zu trocknen? – Anm. der Red.). Auch im Hochmittelalter habe es „Warmperioden“ gegeben. Brücken in der Donau seien sogar im Trockenen gebaut worden. Aus Grönland wird bei ihm „Grünland“ und vor tausend Jahren seien die römischen Legionäre in Sandalen über die Alpen marschiert. „Das Klima“ zu „leugnen“, sei wie „die Inquisition im Mittelalter“ und ein „Irrewahn“. Durch die derzeitige Politik werde „die Natur zum Opfer“. Von Windenergie hält Höcke aber offensichtlich nichts, vielleicht weil ein Windrad in der Nähe seines am Waldrand gelegenen Hauses steht. Windenergie nennt er „Infraschall“, das bedeute „Zehntausende zerschredderte Fledermäuse und Vögel“. Solarenergie bedeute „massiver Flächenverbrauch“ durch Solarzellen und da werde „massiv Pflanzenschutz draufgehauen“, so dass die Solarzellen nicht recyclebar wären und „wir ein Endlager finden“ müssten. Das bedeute auch, dass Häuser mit Solaranlagen „von der Feuerwehr nicht mehr gelöscht“ würden. MigrationIm übrigen äußert er seine bekannte Meinung zu Migration und Einwanderung und hebt besonders die Migrationspolitik anderer Staaten hervor: Japan, Kanada und Schweden. Japan gefällt ihm anscheinend besonders gut, denn die hätten noch einen Rechtsstaat, der hier „erodiert“ sei. Schweden sei vor 40 Jahren noch ein Paradies gewesen, ein „Bullerbü“. Aber dann habe dort ein Experiment begonnen, das er „Multikultisierung“ nennt. Jetzt gäbe es dort nur noch „Handgranaten … Gewalt … Chaos“. Bullerbü gäbe es nicht mehr, jedenfalls nicht in den Städten. „Bullerbü“ sei geopfert worden und was habe man davon außer „Dönerbuden“? Den Weg in den „fail state“ werde die AFD jedenfalls hier verhindern und nicht „Heißluft-Horst“. Seine „Sofort-Agenda“ sei: wer nicht EU-Bürger ist oder kein gültiges Visum hat, werde an der Grenze zurückgewiesen. Sein Moratorium laute: „Null Zuwanderung – klare Ansage an Multikultispinner – niemals“. Hierbei wird Höcke lauter und erhält viel Beifall. Seine Botschaft an „Afro-Jungmänner“ lautet resolut „no way“ – „Deutschland ist keine Heimat für Euch“ und das Publikum klatscht. RenteHinsichtlich seines Rentenkonzepts verweist er auf die vorliegende Broschüre, die dann auch schnell vergriffen war. Dieses sei jedenfalls keine „Dünnbrettbohrerei“ und kein Rentner müsse sich „nackig machen“ und mit weniger als 1000 € Rente in bitterster Armut leben, während ein „somalischer Pirat“, der „mit seiner Kalaschnikow in Hamburg anlandet“, mehr als eine Krankenschwester bekomme. Auch hier wieder viel Applaus für den Redner. Die „sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“ seien zu 75 Prozent ohnehin nicht minderjährig, stellt Höcke fest. SchlussDas Schlusswort endete mit „Wahnsinn beenden“ – Applaus. Sein Konzept ist: „Solidarischer Patriotismus“ und „gewachsene Solidargemeinschaft“. 55 Mrd. koste die „illegale Einwanderung“. Kinder „brauche das Land“ und Familienväter, ein „neuer Anfang“ müsse gemacht werden, nur Kinder machten „eine Gesellschaft wahr“ – deshalb: „Eine Zukunft mit möglichst vielen Kindern, allerdings nur deutschen“. „Eine harte D-Mark, keine Dieselfahrverbote und keine Masseneinwanderung“. „Wir wollen frei und selbstbestimmt leben in unserer Heimat und Solidargemeinschaft“ (Höcke, – Zitat) und „dafür arbeiten wir, dafür streiken wir, dafür kämpfen wir“ – lautete die Losung. Elli Frana, 18. September 2018
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