Pegida München demonstriert auf dem Königsplatz in Augsburg

Gegendemonstration von rund 200 Antifaschist*innen

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Pegida München führte am Montag, den 16. Dezember 2019 von 17:00 bis 22:00 Uhr eine Kundgebung auf dem Augsburger Königsplatz durch. Ziel war offensichtlich, die Gewalttat mit Todesfolge, die sich am 06.12.2019 auf dem Platz ereignete, für ihre Propaganda zu nutzen. Wie bereits bei früheren Anlässen, so etwa 2018 während des AfD-Parteitags in Augsburg, war Pegida nur mit einer Handvoll Personen vertreten. Auf einer Videowand projizierten sie in Dauerschleife eine Mischung aus islamfeindlichen Statements, Karikaturen sowie Fotos nicht näher identifizierter Personen, zwischen denen jeweils das Bild einer Kerze mit der Unterschrift „Einzelfall“ eingeblendet wurde. Anscheinend sollte suggeriert werden, das alle gezeigten Personen Opfer ähnlicher Gewalttaten wie der vom 06. Dezember seien.

Abbildung 1: Robert Andreasch, ein bayerischer Journalist im Bereich des Antifaschismus, warnte auf Facebook bereits am 7. Dezember vor der Strategie von Pegida München. Gefunden beim Bündnis junger AntirassistInnen Auxburg

Dass diese Tat allem Anschein nach keinen islamistischen Hintergrund hatte, scheint für Pegida vernachlässigbar. „Islam“ und „Migrationshintergrund“ sind in ihrem rassistischen Weltbild einfach austauschbare Marker für die als feindlich wahrgenommenen „Anderen“. Ohnehin scheinen die Pegida-Veranstalter einfach ein Standardvideo von ihren Münchner Kundgebungen verwendet zu haben: Neben einer „Merkel muss weg“-Karikatur gab es auch das Motiv „OB Reiter muss weg“ zu sehen. Dieses offenkundige Desinteresse am konkreten Ort des Geschehens passt zu dem zynischen Umgang mit den (vermeintlichen) Opfern von Gewalt. Zwar suggerierten die Kerzen, dass es hier um Trauer gehen könnte, die immerhin einen gewissen Respekt vor der Würde des einzelnen Menschenlebens voraussetzt. Durch die Namenlosigkeit der gezeigten „Einzelfälle“ (die vielleicht frei erfunden waren) wurde jedoch deutlich, dass es den Veranstaltern überhaupt nicht um das Schicksal von konkreten Menschen ging – am allerwenigsten um das des Augsburger Todesopfers, sonst hätten sie sich zumindest eine spezielle Präsentation für Augsburg einfallen lassen können.

Abbildung 2: Screenshot atv 16.12.2019 facebook

Pegida spekulierte wohl darauf, bei Passant*innen deren Gefühlscocktail aus Trauer und Wut über die Ereignisse des 06. Dezember durch unterschwellige Botschaften in Richtung fremdenfeindlichen Hasses zu stimulieren.

Dieser Versuch dürfte weitgehend erfolglos geblieben sein. Denn in dem Zeitraum, als der Königsplatz an diesem Montagabend aufgrund der Ladenöffnungszeiten noch stark frequentiert war, übertönten rund 200 größtenteils junge Gegendemonstrant*innen die Botschaften von Pegida fast durchgehend. Der Aufruf zur Gegenkundgebung war u.a. am Sonntagabend über den Newsletter der Ganzen Bäckerei verbreitet worden.

Der lange Zeitraum, für den die Pegida-Kundgebung angemeldet war, sollte wohl einer Zermürbung der Gegendemonstrant*innen dienen. Diese Taktik ging aber nicht auf. Ein Augenzeuge berichtete, dass auch gegen 21:00 Uhr, als bei Pegida eine Rednerin auftrat, immer noch eine erhebliche Menge von Antifaschist*innen auf dem Königsplatz dafür sorgte, dass deren Thesen nicht unwidersprochen blieben.

N. N.

 

 

 

 

 

 

 

                                                     Abbildung 3: Quelle

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Die Berichterstattung in den Medien:

Kandzora, Jan. „Rund 200 Augsburger demonstrieren gegen Pegida“. Augsburger Allgemeine, 16. Dezember 2019. https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Rund-200-Augsburger-demonstrieren-gegen-Pegida-id56240011.html .

BR24. „Proteste gegen Pegida-Demo nach Gewaltat in Augsburg“, 16. Dezember 2019. https://www.br.de/nachrichten/bayern/proteste-gegen-pegida-demonstration-in-augsburg,RkpxBGq .

Redaktion. „Demos am Königsplatz: 200 Augsburger gegen Münchner Pegida, mit Bildergalerie“. StadtZeitung online, 16. Dezember 2019. https://www.stadtzeitung.de/augsburg-city/politik/demos-am-koenigsplatz-200-augsburger-gegen-muenchner-pegida-d109043.html .


   
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