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In der Reese-Kaserne werden Spuren getilgtGood Bye Reese – ist das unwiderruflich das Ende?Reaktion auf Abstimmungsergebnis im Stadtrat über Abbruch oder Erhalt der ReeseA. Blümel PM, 10.6.2020, Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ Zum 75. Jahr des Kriegsendes in Augsburg und der Befreiung von der Nazi-Diktatur durch amerikanische Verbände und nach einem halben Jahrhundert gemeinsamer deutsch-amerikanischer Stadtgeschichte, werden in der Reese-Kaserne ohne Not und ideenlos ihre Spuren getilgt. Das Potential des Areals für eine innovative und zukunftsorientierte Entwicklung unter Einbeziehung der geschichtsreichen architektonischen Bezugspunkte wird verkannt und mit einer erinnerungsfreien, geschichtslosen Neubaustruktur überzogen. Dem von der Stadt verbindlich beschlossenen Ideen- und Realisierungswettbewerb wird die Option genommen, die prägenden Strukturen einer expliziten Epoche Augsburger Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts zu integrieren und aufzuwerten. Stattdessen wird von einer erdrückenden Mehrheit des Stadtrats vorschnell ein Komplettabbruch beschlossen. Leider nicht aufgrund von transparenten und überprüfbaren Fakten und einer ehrlichen und offenen Auseinandersetzung der Verwaltung mit Fachleuten aber auch aktiven Bürgern , sondern mit unhinterfragten Thesen, Unterstellungen, Diskreditierungen und sogar, höflich formuliert, fake news. Kann dies eine legitime Grundlage für eine verbindliche demokratische Entscheidung sein? Sollte man nicht noch einmal überdenken, ob es nicht doch richtiger wäre die Abrisse zumindest auszusetzen bis nach dem Planungswettbewerb und seinen Ergebnissen? Stadträtinnen und Stadträte von Freie Wähler, FDP, Augsburg in Bürgerhand und Die Partei versuchten, Verstand und Fakten in die Debatte zu bringen. Sie forderten hierfür eine ehrliche, transparente Offenlegung aller Unterlagen und Kostenrechnungen und deren neutrale Überprüfung. Sowie, entsprechend der Forderung der Anträge, die Ergebnisse des Wettbewerbs abzuwarten statt durch aktuelle Abrisse Fakten zu schaffen. Was in anderen Städten funktioniert, darauf wird in Augsburg vergeblich hingewiesen: • Modernisierungen müssen nicht teurer sein als Komplettabriss und Neubau, werden nicht tendenziös hochgerechnet • umbenannte und weitergenutzte ehemalige Wehrmachtskasernen werden mit Jahrzehnten alliierter Befreier verbunden und nicht nur als Nazibauten problematisiert • Wissenschaftler und Fachleute werden nicht nur, wenn es genehm ist, oder in Ausnahmefällen gehört, sondern mit ihren historischen, ökologischen und anderen Expertisen und Hinweisen auch im normalen Politikgeschehen eingebunden Unser langes Bemühen, an die Verantwortung der Stadt zu appellieren, mit ihrer Geschichte, hier in der Reese sowohl negativ als auch positiv konnotiert, und diesem baulichen Erbe sensibel und angemessen umzugehen, scheiterte an dem geschlossenen Abstimmungsverhalten von CSU, Grünen und der SPD/Linken, Unter ihnen so einige, die sich früher für den Erhalt der Bauten oder zumindest für ein Abwarten der Wettbewerbsentwürfe ausgesprochen hatten. Das Potential des Areals wäre ein Neubauquartier, das durch ortstypische historische Strukturen aufgewertet, lebendig und einzigartig würde. Dies wird von der Verwaltung und vom Stadtrat verkannt, ja geleugnet. Einer kontextualisierten Erinnerungskultur würde man damit nicht aus dem Weg gehen, sie stünde einer neuen, bedarfsgerechten Nutzung nicht im Wege. Der Blick in andere Städte würde hierbei lohnen, Neu-Ulm, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, sind nur einige der Städte, die zeigen wie wichtig architektonische Identifikationspunkte sind. Die damit verbundene Geschichte wird dort bewusst angenommen und weiterentwickelt. Dies gelingt in diesen Städten durch urbanes Bauen, hohe Durchmischung und Ergänzung der für die Stadtgeschichte als bedeutsam und bewahrenswert erkannten, prägenden Bestandsbauten mit Neubauten. Damit wird ein Mehrwert für die Anwohner sowie die ganze Stadtgesellschaft generiert. In Augsburg dagegen wird ein stupider Verweis und die Reduzierung auf „Nazi“-Relikte im Stadtrat sogar noch von Applaus begleitet. In Augsburg werden Historiker, Wissenschaftler, Architekten, Fachleute, Aktivisten diskreditiert, die einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Geschichte fordern. Bundesweit anerkannte Experten gehen davon aus, dass Modernisierung und Weiternutzung von Altbauten meist günstiger, auf jeden aber Fall nachhaltiger und ökologischer sind als Neubauten. In Augsburg wird dies ignoriert. Die Notwendigkeit von Abfallvermeidung und nachhaltigem, schonendem Umgang mit Ressourcen, insbesondere verbauter grauer Energie, wird andernorts von verständigen Stadtpolitikern mitgedacht und berücksichtigt beim Sanieren und Entwickeln von Stadtteilen.
In Augsburg hingegen wird all diesen engagierten und anerkannten Leuten Sachverstand und Rationalität abgesprochen, Sachargumente ignoriert und ihnen sogar Forderungen unterstellt, die sie nie erhoben haben. Einem sachlichen Austausch, Gesprächsrunden, Kommunikation wurde beharrlich aus dem Weg gegangen und außer den Antragsparteien mochte sich keine der Altparteien fundiert damit beschäftigen. Eine neutrale Überprüfung der Aussagen der Verwaltung wurde nicht verlangt: • Schadstoffverseuchung, die Abrisse unumgänglich macht – unwahr ! • „Betonplatte erhalten wollen“ – unwahr • behauptete G röße des Platzes 17.000 qm – unzutreffend – er hat 10.000 qm, der Hauptplatz sogar nur etwa 6500 qm; zudem, was hat es für eine Bedeutung, wie groß der Platz ist, wenn es doch darum geht, Gebäude nicht abzureißen, sondern sinnvoll, zum Beispiel mit günstigen Wohnungen, Stadtteilzentrum, Bürgerhaus und Vielem mehr weiterzunutzen? • Wohngebiete der Amerikaner seien Teile der alten Kasernenanlagen, Housinganlagen werden als zu Wohnungen umgenutzte Kasernengebäude deklariert – laut Historikern völlig unzutreffend und unseriös • Schadstoffsanierung, Ausbau belasteter Materialien sowie Entkernung für Modernisierungen der Altbauten zu teuer – unzutreffend, wird auch für die Abbrüche gemacht, Gebäude stehen schadstoffbefreit und entkernt da, könnten als Rohbau für Weiternutzung dienen • Kostenrechnungen aus eigener Feder – nicht neutral überprüft oder belegt • Verzögerung oder Verhinderung von günstigem Wohnraum – nicht belegte Behauptung der Verwaltung, Beweise hierfür gibt es nicht; ebenso wie die Behauptung, die beschlossenen 400 Wohnungen seien nicht zu erreichen, wenn der Bestand erhalten würde. Wohnraum kann ergänzend auch im Bestand und nicht nur in Neubauten erstellt werden, zudem könnte genau dies der Planungswettbewerb fundiert aufzeigen , nämlich was und wie möglich ist; Dies wären nur einige der zu hinterfragenden „Thesen“ der Verwaltung, Beispiele, die der Mehrheit des Stadtrates als Begründung genügten, dem Abriss zuzustimmen. Danke für diese Leistung an die Bürger_innenvertreter, v.i.S.d.R., A. Blümel, Initivative „Augsburgs Erbe bewahren“
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