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Gegen den Bundeswehr Pop-Up-Store in der AnnastraßeKein Werben fürs SterbenKundgebung am 17. Februar25.2.2023
Anlässlich Bundeswehr-Pop-up-Store in der Augsburger Annastraße: Mahnwache gegen Militarisierung des AlltagsPressemitteilung „Kein Werben fürs Sterben“ und „Netflix & Kill? Gegen Militarisierung des Alltags“ war am Freitagnachmittag (17.2.2023, 16:00 Uhr) auf den Transparenten einer bunten Gruppe von etwa 30 jungen und älteren Augsburger*innen zu sehen. Sie demonstrierten vor dem Pop-up-Store der Bundeswehr in der Augsburger Annastraße. Eingeladen hatten sie auch Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), doch die wollte nicht rechtfertigen, wie es zu der umstrittenen PR-Inszenierung der Bundeswehr mitten in der Innenstadt kommen konnte. „Die Bundeswehr nutzt im Schatten des Ukrainekriegs die Erschütterung der Menschen, um junge Leute als Nachwuchs für die Truppe zu gewinnen“, erklärt Organisatorin Anna Lenk (27) ihr Engagement. Tatsächlich wirbt die Bundeswehr mit ihrem Pop-Up-Store in der Annastraße mit Hindernisparcours, markigen Sprüchen und einem breiten Feld an Ausbildungsmöglichkeiten. „Aber die Bundeswehr ist ein absonderlicher Arbeitgeber. Sie ist eine Institution, die Krieg als Abenteuer darstellt und die Öffentlichkeit militarisiert. Die neuen Werbemethoden versuchen das so gut es geht zu verschleiern und sind gerade deshalb so gefährlich.“ Besonders kritisch sehen die Veranstalter*innen, dass die Bundeswehr mit ihrer PR-Aktion junge Menschen anspricht, und fragen, wieso die Stadt das zuließ. „Als Friedensstadt die Bundeswehr hofieren? Das passt nicht zusammen!“, so Lenk. Ihre Kritik gilt nicht nur Oberbürgermeisterin Weber und der CSU, sondern auch ihrem Koalitionspartner der Grünen. „Wer Wert auf die Bezeichnung ‚Friedenspartei‘ legt, sollte eine Anwerbungskampagne der Bundeswehr in der Innenstadt nicht zulassen.“ Das 2004 ratifizierte Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zu Kindern in bewaffneten Konflikten („Kindersoldaten-Protokoll“) verbietet eigentlich die Rekrutierung von Minderjährigen [1,2,3]; über 150 Länder halten den sogenannten „Straight-18-Standard“ ein [4]. Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, die nicht dazu gehören und sogar schon Schüler*innen ab der achten Klasse gezielt ansprechen: Die Zahl minderjähriger Soldat*innen bei der Bundeswehr wächst sogar, im vergangenen Jahr wurden 1.773 Minderjährige eingestellt, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor [5,6]. Fast jede*r zehnte neu eingestellte Soldat*in war 2022 minderjährig [5]. „In der Bundeswehr sind junge Soldatinnen und Soldaten immer wieder schweren Rechtsverletzungen wie Vergewaltigung oder erniedrigenden Aufnahmeritualen ausgesetzt“, erklärte Kinderrechtsexperte Ralf Willinger von terre des hommes bei der Vorstellung des dritten Schattenberichts Kindersoldaten [7]. „Die zentralen Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes an Deutschland werden immer noch nicht umgesetzt – im Gegenteil, die Situation hat sich weiter verschlechtert.“ Kritik kommt auch von der evangelischen Kirche: „Oft wird Minderjährigen der Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub geschildert. Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine, der den Krieg wieder nach Europa gebracht hat, wissen wir: Krieg ist kein Kinderspiel“, so Pastor Andreas Hamburg von der BEK [8]. REFERENZEN [2] https://unter18nie.de/hintergrund/ [5] https://taz.de/Unter-18-jaehrige-in-der-Bundeswehr/!5910186/ [6] https://dfg-vk.de/minderjaehrige-in-der-bundeswehr-armutszeugnis-fuer-die-bundesregierung/ [7] http://www.kindersoldaten.info/schattenbericht-kindersoldaten-katastrophale-bilanz-fuer-kinder/ ABLAUF Die angemeldete Kundgebung beginnt am Freitag (17.2.2023) um 16:00 Uhr direkt vor dem Pop-up-Laden der Bundeswehr in der Annastraße 16a. Es wird fünf Redebeiträge von verschiedenen Einzelpersonen und Initiativen geben. Die Organisation der Kundgebung ist eine Gemeinschaftsarbeit verschiedener Gruppen. Die Kundgebung endet gegen 17:00 Uhr. Fotos zur freien Verwendung wird es auf https://www.speicherleck.de/iblech/stuff/.bw-popup/ geben. Aktuell finden sich dort zwei Fotos der Banner. HINWEIS Uns erreichten Gerüchte, dass Mitglieder der Jungen Union unsere Demonstration besuchen und möglicherweise einen Gegenprotest durchführen wollen würden. Das Ordnungsamt wollte uns gegenüber keine Aussage treffen, ob die Junge Union eine Gegendemonstration angemeldet hat. Diese Gerüchte können also nicht als bestätigt gelten. KONTAKT Ingo Blechschmidt (+49 176 95110311) (nicht Organisator, aber kann Kontakt herstellen)
Gegen den Bundeswehr Pop-Up-Store in der Annastraße – Kein Werben fürs SterbenFlyer Seit der Wehrdienst abgeschafft wurde, hat sich die Bundeswehr in der öffentlichen Wahrnehmung als gewöhnlicher Arbeitgeber etabliert. Ihre Werbung ist besonders auf 16 bis 25 Jährige ausgerichtet. Während sich inzwischen über 150 Staaten weltweit gegen die Rekrutierung Minderjähriger in ihre Militärs ausgesprochen haben, ist das erlaubte Eintrittsalter in Deutschland bei 17 Jahren. In der Bundeswehr haben allein 2022 beinahe 1800 Minderjährige die Grundausbildung begonnen und somit auch den Umgang mit Waffen gelernt. Gehorsam und der Dienst an der Waffe gehören zur Grundausbildung. Jede*r Soldat*in soll darauf trainiert sein im Ernstfall zu schießen. Diese Art der Aufklärung findet sich nicht auf den Werbebannern und auf Social Media. Auch nicht in der sogenannten Karriere-Lounge. Dabei weist nicht nur eine hohe Abbrecher*innenquote darauf hin, dass Soldat*innen regelmäßig mit den Umständen überfordert sind. Zwischen 2018 und 2020 verzeichnete die Bundeswehr 167 Suizidversuche sowie 50 vollendete Suizide. Wir sind heute hier um Kontext zu liefern. Kontext für die Werbebotschaften, die den Dienst an der Waffe als Abenteuer verkaufen. 1 https://taz.de/Unter-18-jaehrige-in-der-Bundeswehr/!5910186/ Rede 1Während in der Ukraine ein blutiger Krieg geführt wird, wirbt die Bundeswehr hierzulande mit ganz anderen Botschaften um Rekrut*innen. Busse und Trams in Militär-Optik sind eher eine klassische Art der Werbung. Auf der anderen Seite gibt es Youtube-Serien, in denen der vermeintlich reale Soldat*innenalltag gezeigt werden soll, abseits von Krieg und Gefecht. Es gibt Snapchat-Filter, die Jugendlichen besondere Einblicke gewähren sollen und neuerdings eben auch einen PopUp-Store in der Annastraße. Dort stellt sich beispielsweise das Kommando Spezialkräfte (KSK) als Arbeitgeber vor. Es gibt einen Hindernisparcours und spannende Werbefilme für die Zielgruppe. Diese Werbung ist nicht ohne Grund auf 16 bis 25 Jährige ausgerichtet. Während sich inzwischen über 150 Staaten weltweit gegen die Rekrutierung Minderjähriger in ihre Militärs ausgesprochen haben, ist das erlaubte Eintrittsalter in Deutschland bei 17 Jahren. In der Bundeswehr haben allein 2022 beinahe 1800 Minderjährige die Grundausbildung begonnen und somit auch den Umgang mit Waffen gelernt. Seit der Wehrdienst abgeschafft wurde, hat sich die Bundewehr in der öffentlichen Wahrnehmung als gewöhnlicher Arbeitgeber etabliert. Im Schatten des Ukraine-Kriegs nutzt sie die Erschütterung der Menschen, um junge Leute als Nachwuchs für die Truppe zu gewinnen. Aber die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber. Trotz pfiffiger Werbesprüche und einem breiten Feld an Ausbildungsmöglichkeiten geht es hier um eine Institution, die den Krieg befördert und die Gesellschaft militarisiert. Die Werbemethoden der Bundeswehr sprechen gezielt die Begeisterung für Technik, sportlichen Wettbewerb, soziales Engagement und Abenteuerlust an. Die möglichen Folgen von Kriegseinsätzen werden verschwiegen. Gehorsam und der Dienst an der Waffe gehören zur Grundausbildung. Jede*r Soldat*in soll darauf trainiert sein im Ernstfall zu schießen. Diese Art der Aufklärung findet sich nicht auf den Werbebannern und auf Social Media. Auch nicht in der sogenannten Karriere-Lounge. Dabei weist nicht nur eine hohe Abbrecher*innenquote darauf hin, dass Soldat*innen regelmäßig mit den Umständen überfordert sind. Zwischen 2018 und 2020 verzeichnete die Bundeswehr 167 Suizidversuche sowie 50 vollendete Suizide. Sicherheit ist ein hohes Gut, das viele Menschen besonders seit dem erneuten Ausbrechen des Ukraine-Konflikts wieder besonders zu schätzen wissen. Genau dieses Bedürfnis nach Sicherheit macht sich diese Werbung zu nutze. Wir sind heute hier um Kontext zu liefern. Kontext für die Werbebotschaften, die den Dienst an der Waffe als Abenteuer verkaufen. Wirklich sicher sind wir erst, wenn wir neue Systeme etablieren, die nicht auf patriarchalen und rassistischen Werten aufgebaut sind, die kriegstreiberei nicht andauernd reproduzieren. Im kleinen wie im Großen. Der Krieg beginnt hier!
Rede 2Wer sich in diesen Tagen mit dem Thema Militarisierung auseinandersetzt, kommt nicht um den Ukraine-Konflikt herum. Völlig verständlicherweise beschäftigt das Thema viele Menschen. Allerdings ist dieser Konflikt nicht der Grund warum wir heute hier sind. Wir sind heute hier, um den Blick nach Innen zu richten. Was in der Ukraine passiert ist wichtig und muss problematisiert werden. Aber was hier passiert ist ebenfalls wichtig und wird viel zu selten problematisiert. Die Einrichtung dieses Pop-Up-Stores der Bundeswehr mit freundlicher Zustimmung der Stadt Augsburg steht exemplarisch für ein viel größeres Problem. Und zwar für eine weiter voranschreitende Militarisierung der Gesellschaft in der wir leben. Das beginnt mit dem riesen Etat der Bundeswehr und den schnell beschlossenen 100 Milliarden Euro Sondervermögen. Verteidigungsminister Boris Pistorius ist das noch lange nicht genug. Er fordert nicht nur einen höheren Etat, sondern auch einen Ausbau der Rüstungsindustrie in Deutschland. Die wächst mit Hilfe von Kriegen wie dem in der Ukraine allerdings mühelos. Rheinmetall, einer der größten Konzerne rechnet mit 15 bis 20 Prozent Umsatzsteigerung in den nächsten Jahren. Der Staat vergibt Aufträge und Gelder und genehmigt auch mal zweifelhafte Exporte der deutschen Rüstungsindustrie. So erscheint das Geschäft mit Waffen und Krieg natürlich legitim. Ganz egal, wo die Waffen schließlich landen. Hand in Hand mit den Rüstungsunternehmen lässt sich auch die Bundeswehr als Profiteur von Kriegen und Krisen verstehen. Der ansgesprochene Etat steigt und auch das Ansehen der Truppe innerhalb der Gesellschaft wird besser. Der Fokus rückt ab von den Problemen. Von rechten Strukturen und einer widerwilligen Aufarbeitung, weg von probelamtischen Männlichkeitsbildern und Nationalismus. Stattdessen kann sich die Bundeswehr jetzt hier präsentieren. Zwischenzeit heißt das Projekt, das gesellschaftlichen Initiativen und Kulturvereinen zugute kommen könnte. Stattdessen können wir jetzt noch zwei Montate dabei zusehen, wie die Bundeswehr hier ihr Image aufpoliert und Militärdienst verharmlost. Kein Werben fürs Sterben. Gegen Krieg und seine Profiteure.
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