Als erstes Blutopfer
starb am 17. Mai 1933
Leonhard Hausmann – 31 Jahre alt
Stadtrat in Augsburg
Betriebsrat bei Thosti
Sekretär der KPD in Augsburg
„Auf der Flucht
erschossen“ – stand in der Augsburger Zeitung. Die Staatsanwaltschaft
stellte anderes fest. Sie funktionierte damals noch. Allzu viele
Morde waren in Dachau schon geschehen.
Aus weniger als 30 cm Entfernung fiel der Todesschuss. Meuchlings
ermordet von einem Augsburger SA-Mann. Tags zuvor sollte es schon
geschehen. Der Revolver funktionierte nicht. Der Mörder schickte
Hausmann zurück zu seinen Genossen und Kameraden in die Baracke:
“Das machen wir morgen!“
"Grüßt mir meine Mina!" – sagte Hausmann.
Mina, die Frau des Getöteten wurde aus der Schutzhaft entlassen
und konnte die Bestattung vorbereiten. Es war ein großes Abschiednehmen.
Große Blumengebinde schmückten den Sarg. „Ein Sohn
des Volkes wollt er sein und bleiben“ so stand es auf der
Schleife. Und die zweite Schleife trug die Aufschrift: „Die
Machtfrage ist gelöst – die Rechtsfrage ist offen“.
Hermann Göring hatte
für diese Morde weitgehend Straffreiheit beordert:
“Jede Kugel, die jetzt aus einer Polizeipistole kommt, ist
meine Kugel. Wenn man das Mord nennt, dann habe ich gemordet, das
habe ich befohlen, ich decke das… Hier habe ich keine Gerechtigkeit
zu üben, hier habe ich nur zu vernichten und auszurotten –
weiter nichts. Und sie mordeten weiter – die Gefängnisse
waren überfüllt. Wie Spinnennetze wuchsen die Konzentrationslager
in ganz Deutschland.
Der Krieg gegen
das eigene Volk hatte begonnen. Ein ungleicher Kampf. Terror hatten
die Nazis auf ihre Fahnen geschrieben. Unendliche Qualen hatten
Frauen, Männer, Kinder zu erleiden – die jüdischen
Opfer. Und überall wo sie hinkamen, diese Nationalsozialisten,
brachten sie Not, Tod und verbrannte Erde.
Und mitten
in dieser Zerstörung der Menschenrechte gab es Menschen, die
aufstanden, die sich wehrten, Widerstand leisteten. Sie kamen aus
der Arbeiterbewegung. Sie die wussten was Krieg bedeutet. Schon
lange haben sie gewarnt: Wählt nicht Hitler, Hitler bedeutet
Krieg. Das Geld der Banken, der Großunternehmen war es, das
den Terror der Nazis stützte.
Es gab Widerstand – von Anfang an, das sollte die Welt nicht
vergessen. Ja, die größte Kraft, die Arbeiterbewegung,
sie waren sich nicht einig. Das sollen wir nie vergessen, obwohl
es nicht die Schuldfrage war. Es gab Widerstand. Mitten unter dem
größten Terror. Bewussten Widerstand, trotz Todesgefahr.
Neben den Namen Bebo Wager und Clemens Högg, sind die anderen
zu nennen, Maria Miller, Anni und Josef Weichenberger, Karl Hitzler
und Karl Nolan – Willi Weise, Alois und Fritz Pröll –
Michael Widemann, Innozenz Rehm und der Landtagsabgeordnete Josef
Wagner und andere. Sie haben nicht überlebt. Ihr Wissen und
Ihre Hoffnung verpflichtete sie und da waren viele, die nach Jahren
Zuchthaus und KZ-Haft überlebten – sie hat es gegeben
und zwar von Anfang an. Unvergessen sollen sie sein.
Als vor Jahren die NPD
ihren Parteitag in Augsburg abhalten konnte, war die Empörung
ungeheuer groß. Ein mächtiger Demonstrationszug bewegte
sich vorbei an der Leonhard-Hausmann-Strasse – hierher zu
diesem Denkmal.
Ich habe es nicht vergessen,
dass junge Gewerkschafter und viele Studenten kritisierten, dass
dieser Gedenkstein auf einem Friedhof steht und nicht mitten in
der Stadt:
“Zur Ehre für die Opfer – zur Warnung für
die Zukunft“
mit Recht.
Vor einigen
Tagen stand es in der Zeitung, dass die SPD-Fraktion für die
Opfer ihrer Partei ein Blumengebinde am Rathaus niedergelegt hat.
mit Recht.
Wir stehen heute hier,
hier auf diesen Steinen stehen die Namen.
Julius Fucik sagte: “Ich
möchte, dass man weiß, dass es Menschen waren, die ihren
Namen, ihr Gesicht, ihre Sehnsucht und ihre Hoffnungen hatten, und
dass deshalb der Schmerz auch des Letzten unter ihnen nicht kleiner
war als der Schmerz des Ersten, dessen Name erhalten bleibt.“
Viele Jahre war es unerwünscht, in den Schulen über die
nazistische Mordmaschinerie zu sprechen, nicht über das ausgeklügelte
Programm der Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma – nicht
über die Euthanasie und nicht über die Ausradierung der
Städte Lidice, Oradour und Marzabotto und vieler in Jugoslawien
und Griechenland. Die verbrannte Erde in der überfallenen Sowjetunion.
Nichts sollten die Schüler erfahren über den totalen Krieg,
dem das deutsche Volk angeblich jubelnd zustimmte. Auch über
Kaufering sollte Gras wachsen.
Die Zeitzeugen
lichten sich. Aber es ist eine Generation nachgewachsen die die
Fragen stellt: Warum habt ihr das nicht verhindert? Was können
wir tun, damit solches nicht wieder passiert? Thomas Mann hat gesagt:
“Man muss die Jugend zu Wissenden machen – dann kann
solches nicht wieder geschehen.“
Anmerkung: Zu Julius
Fucik siehe einen Bericht von Radio Prag »»
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