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Gespräch mit Michael HudsonDas Schicksal der Zivilisation. Finanzkapitalismus, Industriekapitalismus oder SozialismusWie China aus der Dollar-Falle ausbrechen und eine höhere Form der Zivilisation etablieren kann4.12.2022
Sein wohl berühmtestes Buch Super Imperialism: The Economic Strategy of American Empire ist ein Klassiker, der bereits 1972 erschien, second edition 2003. Es kann auf der Homepage von Michael Hudson kostenlos heruntergeladen werden ( 1 ), die deutsche Übersetzung trägt den Titel Finanzimperialismus: die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus und erschien 2017( 2 ). 50 Jahre nach der Veröffentlichung von Super Imperialism legte Michael Hudson im Mai dieses Jahres noch ein mal eine aktualisierte Zusammenfassung seiner Theorie vor unter dem Titel The Destiny of Civilization: Finance Capitalism, Industrial Capitalism or Socialism ( 3 ) , ü bersetzt Das Schicksal der Zivilisation. Finanzkapitalismus, Industriekapitalismus oder Sozialismus . Im Anhang dieses Artikels haben wir wichtige Passagen aus dem Gespräch Michael Hudsons mit Eric Draitser auf CounterPunch übersetzt (siehe Dokument 1: Das Schicksal der Zivilisation: Michael Hudson über Finanzkapitalismus, die wirtschaftlichen Folgen der Ukraine und das Ende der Globalisierung ). Wir wollen das nicht noch einmal zusammenfassen, sondern hier nur auf zentrale Thesen von Michael Hudson hinweisen und einige sachliche Erläuterungen bringen. Erstaunlich und beschämend ist, dass die hiesigen Linken – im weitesten Sinn – von der Theorie Michael Hudsons keine Kenntnis nehmen, obwohl sie seit einem halben Jahrhundert vorliegt. Michael Hudson unterscheidet im Wesentlichen zwischen Industriekapitalismus und Finanzkapitalismus. Diese Unterscheidung wollen wir in zwei Zitaten aus seinem Gespräch mit CounterPunch verdeutlichen: Industriekapitalismus
Man beachte: Die industrielle Wirtschaft braucht keine Monopolisten, aber sie braucht und will einen Sozialstaat. Das sind Thesen, bei denen sich dem landläufigen (deutschen) Marxisten der Magen umdreht. FinanzkapitalismusHudson geht sogar noch weiter und legt nahe, dass sich der industrielle Kapitalismus auf natürliche Weise zum Sozialismus entwickle. Hudson widerspricht offensichtlich auch der marxistisch-leninistischen These eines Monopolkapitals, das aus einer Verschmelzung von industriellem und Bankkapital besteht. Bei Hudson ist es die Verschmelzung von Finanzwirtschaft, Banken und Immobilienwirtschaft unter der Fuchtel unproduktiver Rentiers. Diese Klasse steht im Widerspruch und Kontrast zum industriellen Kapital. Es handelt sich keineswegs um eine Weiterentwicklung des industriellen Kapitals, sondern die Rentier-Klasse führt zur Deindustrialisierung und strebt diese auch bewusst an. Das sind scharfe Thesen, die man anhand der Texte von Michael Hudson und anderen noch einmal genau überprüfen sollte. Wahrscheinlich muss man aus den USA stammen, wenn man zu einer solchen Theorie kommt, weil man dort dies alles vor Augen hat – Superimperialismus eben. Laut Michael Hudson leben wir also „nicht in dem Kapitalismus, der in den Lehrbüchern steht, und auch nicht in dem, den Marx und die Sozialisten erwartet haben“:
„Neoliberalismus hat immer bedeutet, den Staat loszuwerden“Michael Hudson bringt in diesem Zusammenhang auch den sogenannten „Neoliberalismus“ auf den Punkt: „Nun, Neoliberalismus hat immer bedeutet, den Staat loszuwerden. Es bedeutet, den Staat zu reduzieren. … Der Neoliberalismus sagt: ‚Wir wollen jeden Staat loswerden, der stark genug ist, das Finanzwesen zu regulieren, Monopole zu regulieren oder das öffentliche Interesse vor der Rentierklasse zu schützen‘“. Hierzu zwei Auszüge aus Hudson's Buch The Destiny of Civilization, i n denen die größten Nutznießer der neoliberalen Ideologie in den USA benannt werden u nd gezeigt wird, wie es ihnen gelang, sich zu den größten Ausbeuter n aufzuschwingen:
Den Dollarstandard beibehalten und verarmen oder der BRICS-Bank beitretenFast prophetisch schreibt Michael Hudson in seinem Artikel: „In diesem Herbst werden sich die Länder entscheiden: Wollen wir den amerikanischen Dollarstandard beibehalten und weiterhin Schulden bezahlen und unser Land verarmen lassen, oder wollen wir einer neuen Bank beitreten, der BRICS-Bank, die China, Indien, Russland, Iran und andere Länder gründen?“ BRICSWas hat es damit auf sich? Zunächst zu BRICS. Dazu heißt es auf dem BRICS Information Portal: „BRICS ist eine informelle Gruppe von Staaten, zu der die Föderative Republik Brasilien, die Russische Föderation, die Republik Indien, die Volksrepublik China und die Republik Südafrika gehören. Die wachsende Wirtschaftskraft der BRICS-Staaten, ihre Bedeutung als eine der Hauptantriebskräfte der globalen Wirtschaftsentwicklung, ihre beträchtliche Bevölkerung und ihre reichhaltigen natürlichen Ressourcen bilden die Grundlage für ihren Einfluss auf der internationalen Bühne.“ ( 7 ) BRICS+Inzwischen positioniert sich die BRICS-Staatengruppe als Alternative zur G7 und strebt mit einer Erweiterung zu BRICS+ nach mehr geopolitischen Gewicht. Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) warnte im Juli 2022: „Der Westen sollte das nicht ignorieren“ ( 8 ):
Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) geht mit dieser Schilderung offensichtlich nicht davon aus, dass man diese Entwicklung verhindern könne. Wenn SWP, einem der einflussreichsten deutschen Thinktanks für außen- und sicherheitspolitische Fragen, Berater von Bundesregierung und politischen Entscheidungsträgern in EU und NATO, nichts anderes mehr einfällt, als dem Westen zu raten, diese Entwicklung nicht zu ignorieren, – ist das schon ein Armutszeugnis. BRICS-Bank / New Development Bank (NDB)Als die Gründung der BRICS-Bank im Jahr 2014 bei einem Gipfeltreffen der BRICS-Länder verabredet wurde, schrieb die Stiftung Wissenschaft und Politik eine Studie mit dem außerordentlichen Titel: „Die BRICS-Bank – der Einstieg in eine neue Weltfinanzordnung“ ( 10 ). Dazu heißt es einleitend zur Publikation bei SWP: „Bei ihrem 6. Gipfeltreffen haben die Staatschefinnen und -chefs der BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) am 15. Juli 2014 im brasilianischen Fortaleza beschlossen, eine Entwicklungsbank und einen Reservefonds zu gründen. Nach zähen Verhandlungen konnten sie sich auf Grundprinzipien für diese Finanzinstitutionen einigen, die Beobachterinnen und Beobachter als Alternative zum Weltwährungsfonds (IWF) ansehen und als Angriff auf den Dollar-Standard in den internationalen Währungsbeziehungen werten.“ Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung schrieb schon anlässlich der Gründung der BRICS-Bank: „Die Schwellen- und Entwicklungsländer kritisieren zu Recht die G-7 und ihre globale Finanzarchitektur“ ( 11 ). Der Autor Sebastian Paust stammte aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Zuvor war er im Direktorium der Asian Development Bank in Manila. Das German Institute of Development and Sustainability (IDOS) stellte im Gründungsjahr der BRICS-Bank fest ( 12 ):
Inzwischen hat sich die BRICS-Bank als New Development Bank (NDB) entwickelt. Die ursprünglichen Einlagen der Mitgliedsländer haben sich verzehnfacht. Neue Länder sind hinzugekommen, die die Zahl der BRICS-Teilnehmerländer deutlich übersteigen. Der letzte Jahresbericht der New Development Bank (NDB) hat den Titel Annual Report 2021: Expanding our Reach and Impact , also Ausweitung unserer Reichweite und Wirkung ( 13 ). In diesem Bericht heißt es gleich einleitend von Präsident Marcos Troyjo:
Auch Pepe Escobar würdigt auf der Plattform The Cradle ganz aktuell zwei neue Entwicklungsbanken, darunter die NDB ( 14 ): „In der Zwischenzeit wird die Rolle der Neuen Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten sowie der von China geleiteten Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) gestärkt, die Infrastrukturkredite über das gesamte Spektrum hinweg koordinieren, da sich BRICS+ zunehmend dem Diktat des von den USA dominierten IWF und der Weltbank entziehen wird.“ Zum Schluss dieses Abschnittes wollen wir Michael Hudson noch einmal zu Wort kommen lassen. Er schreibt in seinem Artikel zu den Ländern, die an BRICS oder der BRICS-Bank teilnehmen, in einer sehr bedeutsamen Passage:
„China hat das Industrieprogramm verwirklicht, das in den Vereinigten Staaten gescheitert ist“Das aktuelle Buch von Michael Hudson The Destiny of Civilization: Finance Capitalism, Industrial Capitalism or Socialism basiert auf einer Vorlesungsreihe über Finanzkapitalismus, die er für die Global University for Sustainability gehalten hat. Wen Tiejun, g eschäftsführender Dekan des Institut s für Ländlichen Wiederaufbau der China Southwest Universität in Chongqing ( 15 ) , schreibt in einem Vorwort zu Hudsons Buch : „Die (Vorlesungs- ) Reihe richtet sich an das chinesische Publikum, weil er der Meinung ist, dass Chinas gemischte Wirtschaft mit ihrer klassischen Industriepolitik die neoliberale amerikanische Krankheit am besten vermeiden konnte … Die politische Frage für China ist, wie es seinen Vorsprung am besten aufrechterhalten kann und wie es vermeiden kann, dem ideologischen und diplomatischen Druck der USA zum Opfer zu fallen.“ Das Rezept Professor Hudson's lautet nach Wen Tiejun zusammengefasst:
Wir haben das Vorwort von Wen Tiejun übersetzt und im Anhang dokumentiert: Dokument 2: Die Menschheit teilt eine gemeinsame Perspektive: Barbarei oder ökologische Zivilisation, von Wen Tiejun. Das 1. Kapitel des Buches von Hudson lautet Das Reformprogramm des Industriekapitalismus zur Befreiung der Märkte von den Rentiers. Dort findet sich die folgende Passage:
Michael Hudson hat sein aktuelles Buch offensichtlich besonders den Chinesen gewidmet und diese scheinen wohl verstanden zu haben, um was es ihm geht. Obwohl Wen Tiejun sich wundert, dass viele Menschen in China immer noch auf westliche Schulen und Führer schauen, „obwohl die wirtschaftlichen, politischen sozialen und kulturellen Probleme des Westens … seit vielen Jahren offensichtlich sind“. Die Global University for Sustainability, wo Hudson seine Vorträge gehalten hat, nennt sich auch Global U und startete auf dem Weltsozialforum in Tunis 2015 ( 16 ). Allein an renommierten Gründungsmitgliedern aus aller Welt werden über 200 aufgeführt. Auf der Homepage von Global U finden sich auch Artikel wie Homage to Samir Amin oder Featured Author – Immanuel Wallerstein (1930-2019) . Die USA „haben das dollarbasierte System des internationalen Zahlungsverkehrs in eine Möglichkeit verwandelt, andere Länder dazu zu bringen, ihre globalen Militärausgaben zu finanzieren“Wen Tiejun hält in seinem Vorwort zu Hudsons Buch noch fest:
Und es ist wahr, dass die USA ihre globalen Militärausgaben schon lange nicht mehr selbst finanzieren können. Der Militärsektor der USA ist neben dem Finanz-, Versicherungs- und Immobiliensektor (FIRE Finance, Insurance and Real Estate) der wohl profitträchtigste, korrupteste, dunkelste und mächtigste Sektor, dessen sich die Klasse der Rentiers bedient. Es sei hier nur kurz und beispielhaft ein aktuelles Schlaglicht auf den Etat des Pentagons geworfen. Im US-Verteidigungsministerium herrschen unglaubliche Zustände, wie das Portal The Cradle enthüllt ( 17 ). Schon die Überschrift des Artikels in The Cradle ist vielsagend: Das Pentagon besteht eine neue Finanzprüfung nicht und kann Vermögenswerte in Höhe von über 2 Billionen US-Dollar nicht ausweisen – Während Washingtons jährlicher Verteidigungshaushalt auf die 1-Billionen-Dollar-Marke zusteuert, operiert das Verteidigungsministerium weiterhin mit wenig bis gar keiner Aufsicht über seine Ausgabenpraktiken . Das US-Verteidigungsministerium hat zum 5. Mal in Folge eine Finanzprüfung nicht bestanden, nur 7 der 27 Militärabteilungen des Pentagon gehen laut Finanzchef des Pentagon „in Ordnung“. Damit bleibt das Pentagon die einzige US-Regierungsbehörde, die noch nie eine umfassende Prüfung bestanden hat:
Ein Militärexperte auf dem US-Portal POGO schreibt ( 18 ): „Das F-35-Kampfflugzeug des Verteidigungsministeriums – das kostspieligste Waffensystem der Geschichte – ist eine Gaunerei, die nicht aufhört.“ Das Flugzeug von Lockheed Martin verteuert sich laufend, sodass sich das Pentagon die beabsichtigte Stückzahl nicht leisten kann, außer der Kongress erhöht den Haushalt. „Jede Reduzierung der Anzahl der produzierten F-35 ist eigentlich eine gute Sache“, sagt Dan Grazier von POGO, der das Programm seit Jahren untersucht. „Die F-35 jetzt zu kaufen ist so, als würde man ein neues Smartphone zum vollen Preis bei seinem Mobilfunkanbieter kaufen, obwohl man weiß, dass es noch nicht telefonieren kann, weil die Software noch nicht geschrieben wurde.“ „Das 412 Milliarden Dollar teure F-35-Programm ist aufgrund von Verzögerungen bei den Tests und anderen Pannen noch nicht in vollem Umfang in Produktion gegangen, was ursprünglich für 2019 vorgesehen war. Erst in diesem Jahr wurde die Auslieferung neuer F-35-Flugzeuge vorübergehend gestoppt …“ Obwohl die Mängel des Flugzeugs, die wir in unserem Artikel gar nicht alle aufführen können, auch der Bundesregierung bekannt sein dürften, sind 35 Flugzeuge des US-Kampfjets für die Bundeswehr vorgesehen. Die Beschaffungskosten belaufen sich aktuell auf 8,4 Milliarden Dollar. Dabei wird es natürlich nicht bleiben. Wenn Leute, die sich auskennen, den F-35 als Schrottkiste bezeichnen, fragt man sich natürlich, warum die Bundesregierung und andere Länder dieses Flugzeug kaufen. Telepolis schreibt in einem aktuellen Artikel dazu ( 19 ): „In Deutschland wurde von der Ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie eine Unterschriftenaktion gegen die Beschaffung des F-35 initiiert. Seitens der Stiftung meinte Ingrid Koschmieder gegenüber dem Autor, dass dessen Erwerb ‚eher eine Art Vasallentribut zu sein‘ scheint.“ Ansonsten können wir die Leser_innen nur auf die öden, teilweise ausweichenden, teilweise wegen Geheimhaltung verweigerten Antworten der Bundesregierung auf zwei kleine Anfragen von Seiten der Linken und der Union verweisen. ( 20 ) Ein US-Verteidigungsanalyst schreibt auf Forbes, dass es den großen Rüstungsherstellern der USA „gut“ geht, sie aber trotzdem den Staat weiter ausplündern wollen ( 21 ):
Wie China aus der Dollar-Falle ausbrechen und zu einer höheren Form der Zivilisation kommen kannWen Tiejun hält in seinem Vorwort zu Hudsons Buch fest: „Um aus dieser Dollar-Falle auszubrechen, sollte China gemeinsam mit anderen unabhängigen Nationen ein neues System des internationalen Zahlungsverkehrs entwickeln und neue Prinzipien des internationalen Rechts für Handels- und Investitionsbeziehungen formulieren. Diese Prinzipien erfordern eine umfassende wirtschaftliche und politische Doktrin, wie sie in diesem Buch beschrieben wird.“ Mit den abschließenden Sätzen von Wen Tiejun im Vorwort zu Hudsons Buch wollen wir auch diesen Artikel beenden:
Peter Feininger, 4. Dezember 2022 AnhängeDokument 1: Das Schicksal der Zivilisation: Michael Hudson über Finanzkapitalismus, die wirtschaftlichen Folgen der Ukraine und das Ende der GlobalisierungVon Eric Draitser, 9. August 2022 Auszüge, übersetzt (Deepl und eigene Übersetzung) … HUDSON: Nun, in den meisten Lehrbüchern wird der Industriekapitalismus so dargestellt, als ob die Funktion der Banken darin bestünde, Kredite an Fabriken zu vergeben, damit diese Anlagen und Ausrüstungen bauen und mehr Arbeitskräfte einstellen, um Waren zu produzieren und die Wirtschaft am Laufen zu halten, und das war es, was jeder im späten 19. Jahrhundert von den Banken erwartete. Man erwartete, dass die Banken aufhören würden, nur Kredite an Regierungen zu vergeben und räuberisch zu sein, und irgendwie Teil der industriellen Wirtschaft werden würden. Und das geschah in Deutschland bis zum Ersten Weltkrieg, aber nach dem Zweiten Weltkrieg schlugen die Rentiers zurück. Es kam zu Fusionen zwischen Banken und Immobilienunternehmen. Der Kampf der klassischen Ökonomie und des industriellen Kapitalismus bestand darin, die Klasse der Vermieter loszuwerden, alles loszuwerden, was die Lebenshaltungskosten für die Arbeiter erhöhte, so dass sie den Arbeitern weniger zahlen konnten, und nicht darin, den Lebensstandard der Arbeiter zu senken. Denn sie wussten, wenn man Arbeitskräfte anstellt und eine hohe Produktivität haben will, diese gut ernährt, gut ausgebildet und gut gekleidet sein müssen und eine gute Unterkunft haben müssen. Die industrielle Klasse in Amerika und in Deutschland wollte, dass der Staat so viele dieser Kosten wie möglich übernimmt. Sie wollten, dass der Staat für die Bildung aufkommt, und so war es auch in den Vereinigten Staaten. In England wollte man, dass der Staat für die Gesundheitsversorgung aufkommt, und es war ein konservativer Premierminister, Benjamin Disraeli, der sagte: „… Gesundheit ist alles, das ist es, was wir wirklich tun müssen“. So gab es in Deutschland unter Bismarck ein öffentliches Gesundheitswesen und eine öffentliche Rentenversicherung, um die industrielle Arbeiterklasse zu stärken. Und das Ziel war, jede industrielle Wirtschaft in eine Niedrigkostenwirtschaft zu verwandeln, indem man die Rentiers und die Grundbesitzer loswurde. Man braucht keine Klasse, die nur Einkommen kassiert, ohne zur Produktion beizutragen. Man braucht keine Bankenklasse, man braucht keine Monopolisten. Nun, im späten 19. Jahrhundert dachte jeder, dass sich der industrielle Kapitalismus auf natürliche Weise zum Sozialismus entwickelt, und es gab viele verschiedene Arten von Sozialismus: Es gab den christlichen Sozialismus, den anarchistischen Sozialismus, den Marxschen Sozialismus, den Co-op-Sozialismus, aber in der einen oder anderen Form dachte jeder, dass die Regierung die natürlichen Monopole und die Grundbedürfnisse übernehmen würde. All das änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg und änderte sich wirklich nach 1980 mit Margaret Thatcher und Ronald Reagan. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Finanzklasse mit der Immobilienklasse verschmolzen … Tatsächlich wird der größte Teil des wirtschaftlichen Überschusses heute nicht in Form von Gewinnen, sondern in Form von Zinsen und finanziellen Belastungen erzielt. Das Bruttonationaleinkommen und die Produktkonten behandeln Verzugszinsen und Strafzinsen so, als ob es sich um einen Beitrag zur Produktion handelt, und sie zählen all das Geld, das an Monopole und Vermieter geht, als Beitrag zur Produktion und zum Output, obwohl es sich in Wirklichkeit um eine Transferzahlung handelt – es ist eine Gemeinkostenbelastung, wie die klassischen Ökonomen es auch behandelt haben. Statt eines Industriekapitalismus, der sich zum Sozialismus entwickelt, haben wir also einen Finanzkapitalismus, dessen Politik nicht darin besteht, den Lebensstandard zu erhöhen, sondern ein Sparprogramm nach Art des IWF durchzusetzen. Und das ist es, was wir heute in den Vereinigten Staaten haben, insbesondere seit 2008 und dem Finanzcrash. Die amerikanische Wirtschaft, die europäische Wirtschaft, befinden sich in einer Schuldendeflation, obwohl unsere Preise steigen, die Preise, die steigen, sind Monopolpreise für die Energieindustrie, Monopolpreise für die medizinische Versorgung. Aber die Haushalte haben immer weniger Geld übrig, nachdem sie für Finanzen, Versicherungen und Immobilien bezahlt haben, und können immer weniger für Waren und Dienstleistungen ausgeben. Das ist der Grund, warum die Wirtschaft heute unter Druck steht, und mein Buch erklärt, wie es zu diesem Wandel kam. Wir leben nicht in dem Kapitalismus, der in den Lehrbüchern steht, und auch nicht in dem, den Marx und die Sozialisten erwartet haben. Marx beschrieb im dritten Band des Kapital die Horrorgeschichte dessen, was mit dem Finanzkapitalismus passieren würde, und dann äußerte er die Hoffnung, dass „der industrielle Kapitalismus dies verhindern wird, und glücklicherweise werden wir mit dem industriellen Kapitalismus die Banken zu einem Teil der Finanzierung der realen Produktion machen.“ Aber das ist nicht das, was Banken tun. Banken vergeben Kredite hauptsächlich gegen Vermögenswerte und Eigentum, das bereits vorhanden ist. 80 % der Kredite sind Immobilienhypotheken, der Rest sind Spekulationskredite für Unternehmensübernahmen, Kredite, die durch Aktien und Anleihen besichert sind, und natürlich hat die amerikanische Zentralbank 9 Billionen Dollar ausgegeben, die nur durch Aktien und Anleihen, Schrotthypotheken und Schrottanleihen besichert sind. Wir haben also eine Perversion von allem, was der Kapitalismus zu sein versprach, und es stellt sich heraus, dass der Weg zur Leibeigenschaft, der buchstäbliche Weg zur Leibeigenschaft, nicht ein starker Staat ist, wie Hayek sagte, sondern ein Staat, der zu schwach ist, um den Finanzsektor zu kontrollieren und ihn so zu lenken, dass er der Wirtschaft als Ganzes dient. … Wie würden Sie den Neoliberalismus beschreiben? HUDSON: Nun, Neoliberalismus hat immer bedeutet, den Staat loszuwerden. Es bedeutet, den Staat zu reduzieren. Die Liberalen im 19. Jahrhundert wollten den Staat abschaffen, als er von der Grundbesitzerklasse kontrolliert wurde. Das House of Lords in England, das Oberhaus des Parlaments in Europa. Oder der Senat in den Vereinigten Staaten. Der Liberalismus wollte die vererbte Grundbesitzerklasse loswerden, um einen freien Markt zu schaffen, aber der Neoliberalismus kehrt dies um. Der Neoliberalismus sagt: „Wir wollen jeden Staat loswerden, der stark genug ist, das Finanzwesen zu regulieren, Monopole zu regulieren oder das öffentliche Interesse vor der Rentierklasse zu schützen“. Der Neoliberalismus ist also die Konterrevolution gegen die klassische Ökonomie und gegen die gesamte Dynamik des Industriekapitalismus, die darauf abzielte, die Rentierklasse zu beseitigen. Es ist im Grunde eine Konterrevolution. … HUDSON: Es ist der Finanzsektor, der den Neoliberalismus vorangetrieben hat, denn der Finanzsektor will verhindern, dass eine Regierung das Kreditangebot kontrolliert. Man vergleiche nur das US-System mit dem chinesischen System, zum Beispiel. Was China einzigartig macht, ist, dass es das tut, was der industrielle Kapitalismus im 19. Jahrhundert erhoffte. Die Regierung schafft den Kredit, und durch die Schaffung von Geld und Kredit durch die Bank of China entsteht ein Kredit, der in die Wirtschaft investiert wird. Um Hochgeschwindigkeitseisenbahnen zu bauen. Um Wohnungen zu bauen. Chinas Banken schaffen kein Geld für Unternehmensübernahmen oder für spekulative Zwecke, sondern für die Realwirtschaft. Der Neoliberalismus versucht im Wesentlichen, Geld auf finanziellem Wege zu verdienen, weil das der schnellste Weg ist. Der Neoliberalismus konzentriert sich auf die Schaffung von Krediten, nicht um neue Produktionsmittel zu schaffen, sondern um bestehende Produktionsmittel zu kaufen. Dies begann bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Als die Federal Reserve gegründet wurde, nahm sie dem Finanzministerium alle Funktionen, die dieses hatte. Der Vertreter des Finanzministeriums war nicht einmal in der Federal Reserve zugelassen. Alles wurde im Wesentlichen auf die Wall Street, Philadelphia, Boston und andere Finanzzentren verlagert. … Das Gleiche geschah mit den Eisenbahnen. Sie privatisierten die Eisenbahnen. Der Service der Bahn ging stark zurück, die Preise verdreifachten sich. Durch die Privatisierung der öffentlichen Versorgungsbetriebe wurde nicht nur eine riesige Monopolrente eingeführt, sondern auch eine riesige Zinsbelastung, weil Finanziers kamen und sagten: „Lasst uns diese Eisenbahn kaufen, lasst uns diese Buslinie kaufen, lasst uns dies kaufen“. Die Banken liehen Spekulanten oder Übernahmekünstlern Geld, um diese großen Unternehmen zu kaufen, und sie kauften sofort ein öffentliches Versorgungsunternehmen wie eine Elektrizitäts- oder Wassergesellschaft, die Wasser zu einem niedrigen Preis verkaufte. Sie verdreifachten, vervierfachten oder erhöhten die Preise manchmal um das Zehnfache. So stiegen alle Preise so stark an, dass England deindustrialisiert wurde. Etwas Ähnliches geschah in den Vereinigten Staaten unter Reagan. Er begann damit, so viel wie möglich zu privatisieren. Wenn er ein Unternehmen privatisierte, privatisierte er es nicht nur und verkaufte es zu einem Preis, der ein Vielfaches des Gewinns war, ein Preis-Gewinn-Verhältnis, sondern Reagan deregulierte auch alles. Man nannte sie die Crazies aus Utah. Frau Gorsuch, die Mutter des Richters am Obersten Gerichtshof, wollte alles deregulieren, den öffentlichen Besitz verschenken, Holzfirmen den Wald kostenlos abholzen lassen, Ölfirmen kostenlos bohren lassen. Das war ein Glücksfall für die Rentierklasse. Es war ein Glücksfall für die Rentenextraktoren. Die Lebenshaltungskosten stiegen in die Höhe. Dasselbe gilt für das Bankwesen. Das Bankwesen wurde dereguliert, und als Erstes kam es zu einem gigantischen Spar- und Kreditbetrug. Das meiste Geld im Bankwesen kann man durch Betrug machen. … Nun, wenn eine Bank unehrlich ist und Sie ein Räuber sind, dann ist das die Bank, die Sie benutzen wollen! Sie wollen sagen: „Ich werde Geld kaufen, damit ich diese Branche aufkaufen, die Preise verdreifachen und der Wirtschaft schaden kann. So verdiene ich Geld!“ Und es gab keine Aufsicht. Es gab keinen Gedanken an das öffentliche Interesse. Und genau das ist der Neoliberalismus. Wenn Neoliberalismus bedeutet, dass es keine Regierung gibt, dann gibt es auch keine öffentliche Stelle, die sich um das öffentliche Interesse kümmert und versucht, den Markt so zu gestalten, dass er dem steigenden Lebensstandard, der Senkung der Lebenshaltungskosten und der Förderung des industriellen Wachstums dient. Man kehrt zu dem zurück, wie das Leben vor dem Kapitalismus war, und das ist so etwas wie Neo-Feudalismus. … Schauen Sie sich an, was in diesem Sommer passieren wird: Die Ölpreise steigen stark an, weil die Biden-Regierung Sanktionen gegen russisches Öl und Gas verhängt hat, was den amerikanischen Ölgesellschaften die Kontrolle über den weltweiten Ölhandel überlässt und ihre Gewinne enorm steigert. Der Aktienmarkt könnte fallen, während die Ölgesellschaften stark ansteigen. Biden hat auch gesagt, dass man kein Getreide aus Russland kaufen kann, also steigen die Getreidepreise stark an, und das ist eine der Hauptstützen der amerikanischen Zahlungsbilanz, die Getreideexporte! Im Grunde kann man sich Amerika als Tankstelle und Farm mit Atombomben vorstellen. Ich glaube, so hatte John McCain Russland beschrieben, aber er hat Amerika beschrieben. Wenn man ein Land beschuldigt, etwas zu sein, beschuldigt man sich sehr oft selbst. Amerika macht also mit Öl- und Getreidepreisen ein Vermögen, und es erhöht seine Zinssätze, während es anderen Ländern wie England und Japan sagt, sie sollen ihre Zinssätze niedrig halten, so dass der Dollar im Vergleich zu europäischen, englischen, südafrikanischen und anderen Drittweltwährungen viel teurer wird. Wie werden diese Länder ihre Schulden bezahlen? Wie werden sie diesen September überstehen? Sie haben eine Wahl. Wenn sie genug Lebensmittel kaufen, um nicht zu verhungern, wenn sie genug Energie und Öl zu den höheren Preisen von amerikanischen Unternehmen kaufen, um ihre Fabriken zu betreiben und nachts Licht zu haben, dann können sie es sich nicht leisten, all die Dollarschulden zu bezahlen, die sie aufgenommen haben. Diese Dollar-Schulden wurden einfach an Regierungen verliehen. Sie werden nicht an Unternehmen oder Regierungen verliehen, damit diese mehr Produktionsmittel bauen, um das Geld für die Rückzahlung der Schulden zu verdienen. Der IWF riet den Regierungen: „Nun, Sie verdienen Geld, indem Sie Gewerkschaften verbieten, Sie verdienen Geld, indem Sie die Löhne senken und indem Sie Ihre Währung abwerten.“ Aber was man wirklich abwertet, ist der Preis für Arbeit, denn es gibt einen festen Preis für die Materialien der Welt, jeder zahlt den gleichen Preis für Maschinen, jeder zahlt den gleichen Preis für Öl. Eine Abwertung bedeutet, dass man einfach den Preis für Arbeit senkt und sie auspresst. Es wird also zu einem enormen Arbeitskräftemangel und damit zu einer politischen Krise in Lateinamerika, Afrika und großen Teilen Asiens kommen. In diesem Herbst werden sich die Länder entscheiden: Wollen wir den amerikanischen Dollarstandard beibehalten und weiterhin Schulden bezahlen und unser Land verarmen lassen, oder wollen wir einer neuen Bank beitreten, der BRICS-Bank, die von China, Indien, Russland, Iran und anderen Ländern gegründet wird? Sie spalten die Welt in zwei gegensätzliche Wirtschaftssysteme. China ist kein Rivale für Amerika. Amerika versucht nicht, sich zu industrialisieren, wie China es tut. Amerika versucht, sich zu deindustrialisieren und Geld zu verdienen. China versucht nicht, finanziell Geld zu verdienen. Es versucht, seine Wirtschaft und die seiner verbündeten Länder im Rahmen der Belt and Road Initiative zu entwickeln, um mehr zu produzieren. Sie haben also zum ersten Mal die Wahl: Werden Sie einen Industriekapitalismus haben, der sich zum Sozialismus entwickelt, wie man es vor einem Jahrhundert erwartet hat, oder werden Sie einen neoliberalen Finanzkapitalismus nach amerikanischem Vorbild haben, der Sie nur immer ärmer macht und Ihnen Sparprogramme aufzwingt? … DRAITSER: Sie haben es auch schon ein wenig angesprochen, aber ich würde Sie bitten, noch ein wenig weiter zu gehen und die Rolle des US-Dollars in einer finanzialisierten Weltwirtschaft zu erklären. Wir wissen, dass er die globale Reservewährung ist, Öl wird in Dollar gehandelt usw. Von verschiedenen Seiten wird sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite viel über eine Abkehr vom Dollar hin zu einem zweigliedrigen globalen Wirtschaftssystem gesprochen. Ich bin da ein wenig skeptisch, zumindest in der näheren Zukunft. Wenn man sich einige Zahlen ansieht, so waren die weltweiten Reserven aller Länder zusammengenommen zu 72 % in Dollar und liegen jetzt bei 66 %. Es ist also ein extrem langsamer Prozess, den wir hier beobachten, aber er findet statt. Meine Frage lautet also: Welche Rolle spielt der Dollar in der modernen finanzialisierten Weltwirtschaft, und welche Rolle wird der Dollar angesichts all dieser Veränderungen – einer Art Ost-West-Spaltung – spielen, die wir beobachten? HUDSON: Nun, darum geht es eigentlich in meinem Buch Super Imperialism, aber ich fasse es in seiner wirtschaftlichen Form in The Destiny of Civilization zusammen. Die ganze Dollar-Hegemonie begann 1971, als die Vereinigten Staaten den Goldstandard aufgaben. Wenn ein Land vor 1971 ein Zahlungsbilanzdefizit hatte, musste es mit seinen Währungsreserven, hauptsächlich Gold, bezahlen. In den 50er, 60er und frühen 70er Jahren bestand Amerikas gesamtes Zahlungsbilanzdefizit aus Militärausgaben, und so sank der Goldbestand Amerikas immer weiter, denn wenn Amerika Geld ausgab, wurden Dollars in Vietnam und Südostasien in Landeswährung umgetauscht. Vietnam und Südostasien waren französische Kolonien; sie schickten die Dollars an ihre Zentrale in Frankreich, und General de Gaulle beschloss: „Nehmen wir diese Dollars und holen uns Gold.“ Die Vereinigten Staaten zahlten also nicht mehr in Gold. Womit sollten die Menschen nun plötzlich ihre Zahlungsbilanzdefizite begleichen? Da die Vereinigten Staaten so stark aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen waren, kontrollierten sie den weltweiten Ölhandel. Öl wurde in Dollar gepreist, die meisten Produkte werden in Dollar gepreist, also gaben die Vereinigten Staaten weiterhin Geld im Ausland aus und erhöhten sogar ihre Militärausgaben im Ausland, so dass sie mehr Dollar in die Weltwirtschaft pumpten. Aber was geschah mit diesen Dollars? Die Menschen bekamen sie; sie tauschten die Dollars bei ihrer Zentralbank gegen inländische Währung ein. Deutsche Mark oder Schweizer Franken, oder was auch immer. Und was sollten die Zentralbanken mit den Dollars machen? Um zu verhindern, dass ihre Währung steigt, würden sie die Dollars in die Vereinigten Staaten zurückführen und Staatsanleihen kaufen. Die Vereinigten Staaten hatten also international einen Freifahrtschein und konnten einfach Dollar drucken, während andere Länder ihre Ersparnisse in Dollar hielten. … Das ist die Situation, in der sich die Vereinigten Staaten befinden. Andere Leute haben ihre Ersparnisse in den Vereinigten Staaten gelassen, weil sie dachten, die Vereinigten Staaten seien sicher, weil jeder weiß, dass die Vereinigten Staaten einfach ihre eigenen Dollars drucken können. Sie können nicht bankrott gehen, weil sie so viele Dollars schaffen können, wie sie wollen, wie wir bei der quantitativen Lockerung gesehen haben. Plötzlich können die Vereinigten Staaten ausgeben, was sie wollen, und andere Länder, die ein Zahlungsbilanzdefizit haben, müssen sich Dollar leihen, indem sie ihre Zinssätze erhöhen, um Kredite aufzunehmen. Und eine Anhebung der Zinssätze bremst ihre gesamte Wirtschaftstätigkeit. Aber die Vereinigten Staaten müssen die Zinssätze nicht erhöhen, sie können tun, was sie wollen. Deshalb sind die USA im Moment das Ausnahmeland. Aber seit sie begonnen haben, sich die Devisenreserven Venezuelas und Russlands anzueignen, hat jeder Angst, noch Dollar zu halten. Sie fangen an, sich davon zu trennen. Bis jetzt geht das sehr langsam, aber sie ziehen sich jeden Monat zurück. Russland, China und andere Länder ersetzen den Dollar durch Gold oder durch die chinesische Währung oder durch die Währungen der anderen Länder. Es geschieht immer noch sehr langsam, aber erstaunlicherweise hat der Krieg von Präsident Biden, der NATO-Krieg in der Ukraine und der Griff nach den russischen Devisenreserven diese freie Fahrt beendet! Man sollte meinen, dass die Vereinigten Staaten versuchen würden, die Idee, Schulden zu machen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie man sie zurückzahlen will, beizubehalten. Nun, auf einmal machen die Länder Kasse. Sie sind dabei, den Dollar loszuwerden, und wenn sie den Dollar nicht mehr benutzen, wenn sie anfangen, den Handel zwischen Indien und Russland in Rubel, indischer und chinesischer Währung zu denominieren, dann wird der Dollar nicht mehr gebraucht, und er hat nicht mehr diesen Freifahrtschein. Wie soll sie ihre Ausgaben für ihre fast 800 Militärbasen in der ganzen Welt aufrechterhalten können, wenn der Dollar immer weiter fällt, weil die Menschen die Vereinigten Staaten plötzlich wie ein Drittweltland behandeln? DRAITSER: Michael, das hört sich alles schön und gut an, aber die Gegenreaktion darauf wäre, dass kein Investor auf der ganzen Welt China als sicheren Ort ansieht, um sein Geld zu parken. Es ist nach wie vor der Markt des US-Finanzministeriums, in den die Menschen strömen, um ihr Vermögen zu parken, um sich gegen globale Instabilität zu schützen usw. China scheint kein Interesse daran zu haben, sich in Richtung eines offenen Marktmodells zu bewegen. Die Vorstellung, dass China oder eine von China gesponserte Bank irgendwie eine echte Alternative zu diesem US-zentrierten kapitalistischen System darstellen könnte, scheint also etwas weit hergeholt, oder? HUDSON: Sie haben Recht, China hat überhaupt nicht die Absicht, ein Ort zu werden, an dem andere Länder Kredite aufnehmen können. Es möchte das Risiko minimieren. Wenn China es den Vereinigten Staaten gleichtun und selbst ein Investitionsvehikel gründen würde, dann würden Dollar, britisches Pfund und andere in dieses Vehikel fließen, und dann wäre China verschuldet. Wenn man Geld bei einer Bank anlegt, dann ist das eine Verbindlichkeit, die Bank schuldet einem Geld. China will überhaupt kein Geld von ausländischen Privatanlegern und es will keinen sicheren Hafen für ausländische Investoren bieten. Wenn also von der BRICS-Bank die Rede ist, geht es nicht um eine Bank für Privatanleger, sondern nur um ein Mittel zur Begleichung von Zahlungsbilanzdefiziten zwischen Regierungen. Diese Bank wird nur dafür da sein, dass die Regierungen ihre eigenen Sonderziehungsrechte schaffen oder ihre eigenen Währungstausche arrangieren. Privatanleger werden weiterhin in US-Schatzpapiere investieren und ihr Geld in diese anlegen, weil das US-Finanzministerium sie weiterhin drucken kann. Es ist immer noch der Wertmaßstab, mit dem Öl, Rohstoffe, Mineralien und Filme transferiert werden. Man hat also eine Zweiteilung zwischen einem Geldsystem, das nur für Regierungen funktioniert, und einem Geldsystem, das für den privaten Sektor funktioniert. …
von Wen Tiejun Vorwort zu Hudson, Michael. The Destiny of Civilization: Finance Capitalism, Industrial Capitalism or Socialism. Islet, 2022; de Das Schicksal der Zivilisation. Finanzkapitalismus, Industriekapitalismus oder Sozialismus. Der wichtigste Faktor, der die Weltwirtschaft beeinflusst, ist die zunehmende Belastung durch die Hegemonie der USA. Ihre Diplomatie hat die Wirtschafts- und Handelsregeln, die vom IWF, der Weltbank und anderen internationalen Institutionen durchgesetzt wurden, nach dem Zweiten Weltkrieg zu Amerikas Gunsten gestaltet. Die Führungsrolle der USA erreichte ihren Höhepunkt mit dem Sieg über die Sowjetunion im Kalten Krieg im Jahr 1991 und wurde in den folgenden zwanzig Jahren durch eine zunehmend aggressive Militärdiplomatie gefestigt. Doch seit 2008 ist diese US-Diplomatie so aggressiv geworden, dass sie selbstzerstörerisch ist und andere Nationen aus der US-Umlaufbahn verdrängt, was dazu führt, dass Amerikas internationaler Einfluss immer weniger seinem Ziel entspricht, das Einkommen und den Wohlstand der Welt für sich selbst abzuschöpfen, obwohl seine eigene Wirtschaftskraft immer schwächer wird. Der Hauptkonflikt in der heutigen Welt besteht zwischen den Vereinigten Staaten und China. Dieses Buch von Professor Hudson erklärt diesen Konflikt als einen internationalen Transformationsprozess, vor allem im Bereich der Wirtschaftssysteme und -politik. Er erklärt, warum der Konflikt zwischen den USA und China nicht einfach als Marktkonkurrenz zwischen zwei industriellen Rivalen betrachtet werden kann. Es handelt sich um einen umfassenderen Konflikt zwischen verschiedenen politisch-ökonomischen Systemen – nicht nur zwischen Kapitalismus und Sozialismus als solchen, sondern zwischen der Logik einer industriellen Wirtschaft und der Logik einer finanzialisierten Rentenökonomie, die zunehmend von ausländischen Subventionen und Ausbeutung abhängig ist, während ihre eigene Binnenwirtschaft schrumpft. Professor Hudson bemüht sich um eine Wiederbelebung der klassischen politischen Ökonomie, um die neoklassische Gegenrevolution umzukehren. Der Kern der politischen Ökonomie des 19. Jahrhunderts war ihr konzeptioneller Rahmen der Wert-, Preis- und Rententheorie. Ihre Vorstellung von einem freien Markt war ein Markt frei von wirtschaftlichen Renten. Diese Renten, die die politische Ökonomie des 19. Jahrhunderts nicht wollte, resultieren aus dem Überschuss des Marktpreises über den inneren Kostenwert und stellen somit ein unverdientes Einkommen dar. Das klassische Ziel bestand darin, die Märkte von Grundbesitzern, Monopolen und Gläubigern zu befreien. Doch im Westen ist das Gegenteil eingetreten, vor allem seit der Globalisierung der neoliberalen Politik in den 1980er Jahren. Historisch gesehen haben die Industrienationen ihren Reichtum und ihre Macht dadurch erlangt, dass sie ihre Regierungen stark genug gemacht haben, um die Dominanz einer Grundbesitzerklasse zu verhindern und in der Tat den Rentiersektor als Ganzes zu unterdrücken. Um den industriellen Wohlstand zu fördern, stellten die Regierungen öffentliche Dienstleistungen zur Verfügung, um die Lebenshaltungskosten und die Kosten für die Wirtschaftstätigkeit zu senken. Grundlegende Dienstleistungen wurden zu subventionierten Preisen angeboten, die durch ausbeuterische Monopolpreise ersetzt worden wären, wenn wichtige öffentliche Infrastrukturen in private Hände übergegangen wären. Wirtschaftlich gesehen ist die wichtigste Dienstleistung, die alle Volkswirtschaften für ihr reibungsloses Funktionieren benötigen, die Bereitstellung von Geld und Bankkrediten. Wenn sie privatisiert wird, wird sie zu einer Rentendrosselstelle. Aus diesem Grund kamen die Ökonomen des 19. Jahrhunderts, die die Logik des Industriekapitalismus entwickelten, zu dem Schluss, dass Geld und Banken ein öffentliches Versorgungsunternehmen sein müssen, um die für die industrielle Produktion unnötigen Finanzkosten zu minimieren. Die heutige antiklassische Ökonomie betrachtet Finanzgebühren als Einkommen, das durch die Erbringung einer „Dienstleistung“ produktiv erwirtschaftet wird, die als Produktion eingestuft wird und somit Teil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist. Bei dieser statistischen Methode werden Finanzgewinne zusammen mit anderen Formen von Wirtschaftsrenten als Zusatz zum BIP und nicht als Gemeinkosten behandelt. Dadurch entsteht die Illusion, dass die Realwirtschaft wächst. Was jedoch tatsächlich wächst, ist der Rentiersektor, der keinen realen wirtschaftlichen Wert schafft, sondern lediglich Einnahmen von Schuldnern, Mietern und Verbrauchern an Gläubiger, Vermieter und Monopolisten überträgt. Diese Übernahme des Rentiersektors wird durch die Privatisierung des öffentlichen Sektors erreicht, um dem Monopolkapital, das hauptsächlich vom Finanzsektor organisiert wird, Mittel zur Rentenextraktion zu verschaffen. Dieses Buch von Professor Hudson basiert auf einer Vorlesungsreihe über Finanzkapitalismus, die er für die Global University for Sustainability gehalten hat. Die Reihe richtet sich an das chinesische Publikum, weil er der Meinung ist, dass Chinas gemischte Wirtschaft mit ihrer klassischen Industriepolitik die neoliberale amerikanische Krankheit am besten vermeiden konnte. Diese Vorlesungen erklären, warum die USA und andere westliche Volkswirtschaften ihre frühere Dynamik verloren haben: Eine schmale Rentierklasse hat die Kontrolle erlangt und ist zum neuen zentralen Planer geworden, der seine Macht dazu nutzt, die Einkommen von zunehmend verschuldeten und hochpreisigen Arbeitskräften und der Industrie abzuschöpfen. Die amerikanische Krankheit der Deindustrialisierung ist darauf zurückzuführen, dass die Kosten der industriellen Produktion durch die von dieser Klasse erzielten wirtschaftlichen Renten aufgebläht wurden. Dies geschah unter dem System des finanzialisierten Monopolkapitalismus, das jetzt im gesamten Westen vorherrscht. Die politische Frage für China ist, wie es seinen Vorsprung am besten aufrechterhalten kann und wie es vermeiden kann, dem ideologischen und diplomatischen Druck der USA zum Opfer zu fallen. Professor Hudson fasst sein Rezept wie folgt zusammen: Erstens sollten die nationalen Statistiken die produktiven Sektoren, die reale Werte schaffen, von den finanziellen Rentiersektoren unterscheiden, die lediglich Einkommen vom Rest der Wirtschaft an sich selbst transferieren. Eine Transferzahlung ist keine Produktion. Zweitens waren alle erfolgreichen Volkswirtschaften Mischwirtschaften. Geld und Kredit, Grund und Boden, öffentliche Dienstleistungen und natürliche Ressourcen sollten vom Staat kontrolliert werden, damit sie zum Selbstkostenpreis oder auf subventionierter Basis zur Verfügung gestellt werden können, wodurch die Lebenshaltungskosten und die Kosten für Geschäfte im privaten Sektor gesenkt werden. Drittens kann unproduktive Verschuldung verhindert werden, indem die wirtschaftliche Rente besteuert wird, damit sie nicht finanzialisiert und von Spekulanten und Käufern von Rentenabschöpfungsmöglichkeiten als Zinsen an die Banken ausgezahlt wird. Ein zentraler Punkt von Professor Hudsons Analyse ist, dass die US-Diplomatie eine Erweiterung der neoliberalen Ideologie ist, die von der Rentier-Oligarchie gefördert wird. Der „US-Exzeptionalismus“ bedeutet, dass die Vereinigten Staaten internationale Gesetze ignorieren, die Politik anderer Länder diktieren und verlangen können, dass diese die Kontrolle über potenziell gewinnbringende Vermögenswerte (wie Banken, Rechte zur Förderung von Bodenschätzen und Hochtechnologie-Monopole) an multinationale US-Konzerne und solche von US-Wirtschaftssatelliten abtreten. Fast während der gesamten 75 Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg wurden allen Nationen, die sich in der diplomatischen Umlaufbahn der USA befinden, kreditgeberfreundliche Gesetze auferlegt. Dieser US-Antrieb hat den Ländern des Globalen Südens Sparmaßnahmen auferlegt, wenn sie nicht in der Lage waren, ihre Dollar-Schulden zu begleichen, indem sie ihre heimische Wirtschaft und das Wohlergehen ihrer Bevölkerung opferten, um ausländische Anleihegläubiger zu bezahlen. Die Ironie dabei ist, dass die Vereinigten Staaten selbst der bei weitem größte internationale Schuldner der Welt sind. Sie haben das dollarbasierte System des internationalen Zahlungsverkehrs in eine Möglichkeit verwandelt, andere Länder dazu zu bringen, ihre globalen Militärausgaben zu finanzieren, indem sie die Währungsreserven der Zentralbanken der Welt dazu gebracht haben, die Form von Darlehen an das US-Finanzministerium anzunehmen – Bestände an US-Schatzpapieren, US-Bankeinlagen und andere auf Dollar lautende Vermögenswerte. Das ist die Stütze der heutigen schuldenbasierten Dollar-Hegemonie. Um aus dieser Dollar-Falle auszubrechen, sollte China gemeinsam mit anderen unabhängigen Nationen ein neues System des internationalen Zahlungsverkehrs entwickeln und neue Prinzipien des internationalen Rechts für Handels- und Investitionsbeziehungen formulieren. Diese Prinzipien erfordern eine umfassende wirtschaftliche und politische Doktrin, wie sie in diesem Buch beschrieben wird. Was ich seltsam finde, ist, dass, obwohl die wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Probleme des Westens, die auf seine neoliberale, antiklassische Ideologie zurückzuführen sind, seit vielen Jahren offensichtlich sind, viele Menschen in China immer noch auf westliche Schulen und Führer schauen, als ob ihre eigenen einheimischen Institutionen, ihre Zivilisation und sogar ihre eigene Rasse minderwertig wären. Die Niederlage eines Landes beginnt mit der Niederlage des Selbstvertrauens der Menschen in ihre Institutionen. Doch als amerikanischer Wissenschaftler erkennt Professor Hudson, der sein ganzes Leben lang das amerikanische Finanzwesen studiert und jahrzehntelang an der Wall Street gearbeitet hat, die institutionellen Vorteile Chinas an. Solange wir den wissenschaftlichen Geist der Selbstreflexion, der Selbstkorrektur und der Selbstverbesserung haben, gibt es keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass Chinas soziale Organisation und seine Ideologie des gemeinsamen Wohlstands seine Gesellschaft zu einer höheren Form der Zivilisation führen können. Der Schlüssel liegt darin, unsere institutionellen Vorteile zu nutzen und die Unzulänglichkeiten der postindustriellen westlichen Rentierwirtschaften zu überwinden und nicht dem westlichen neoliberalen Weg zu folgen und in die Abhängigkeit von der US-Hegemonie und Ideologie zu geraten, die den Wohlstand in den meisten westlichen Volkswirtschaften zum Erliegen gebracht hat, da diese einer schuldenlastigen Austeritätspolitik unterworfen sind. Hinter der heutigen finanzkapitalistischen Krise steht also eine tiefe zivilisatorische Krise. Die Welt befindet sich an einem Scheideweg, an dem die gesamte Menschheit nun eine gemeinsame Perspektive hat: Barbarei oder ökologische Zivilisation. Wen Tiejun Geschäftsführender Dekan, Institut für Ländlichen Wiederaufbau der China Southwest Universität, China Übersetzt (ins Englische, Anmerkung der Redaktion ) von Alice Chan Eigene Übersetzung mithilfe von Deepl
1 https://michael-hudson.com/wp-content/uploads/2010/03/superimperialism.pdf 2 Hudson, Michael. Finanzimperialismus: die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus, Aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer und Thorsten Schmidt, Die Originalausgabe erschien unter dem Titel: »Super Imperialism. The Economic Strategy of American Empire« im Verlag Pluto Press, London, 2003 2016 . 478 S. Stuttgart: Klett-Cotta, 2017. 3 Hudson, Michael. The Destiny of Civilization: Finance Capitalism, Industrial Capitalism or Socialism. Islet, 2022 4 jemand, der von regelmäßigen Zahlungen aus angelegtem Kapital (Renten) lebt https://de.wiktionary.org/wiki/Rentier 5 Eine Schuldendeflation liegt vor, wenn ein Preisverfall zu sinkenden Nominaleinkommen führt. Da die nominale Höhe der Schulden und der geschuldeten Zinsen unverändert bleibt, führt die Schuldendeflation zu einer Erhöhung der realen Schuldenlast. Wikipedia 6 Finance, Insurance and Real Estate (FIRE) sector 7 BRICS. „BRICS Information Portal“. Zugegriffen 30. November 2022. http://infobrics.org . 8 Maihold, Günther. „Von BRICS zu BRICS+: Suche nach Allianzen und neuer Identität“. Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), 27. Juli 2022. https://www.swp-berlin.org/publikation/von-brics-zu-brics-suche-nach-allianzen-und-neuer-identitaet . 9 Outreach Außenkontakte, Kontaktaufnahme … 10 Maihold, Günther. „Die BRICS-Bank – der Einstieg in eine neue Weltfinanzordnung“. Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), 8. August 2014. https://www.swp-berlin.org/publikation/brics-bank-einstieg-in-eine-neue-weltfinanzordnung . 11 Paust, Sebastian. „Die neue BRICS-Bank. Trendwende in der multilateralen Finanzarchitektur?“ Politische Studien, Hanns-Seidel-Stiftung 458 (2014). https://www.hss.de/download/publications/PS_458_Vorratsdatenspeicherung_08.pdf . 12 Reisen, Helmut. „Wird die BRICS-Bank die globale Finanzarchitektur ändern?“ German Institute of Development and Sustainability (IDOS), 28. Juli 2014. https://www.idos-research.de/die-aktuelle-kolumne/article/wird-die-brics-bank-die-globale-finanzarchitektur-aendern/ . 13 New Development Bank (NDB). „Annual Report 2021: Expanding Our Reach and Impact; de Jahresbericht 2021: Vergrößerung unserer Reichweite und Wirkung“, August 2022. https://www.ndb.int/annual-report-2021/ . 14 Escobar, Pepe. „Goodbye G20, hello BRICS+. The increasingly irrelevant G20 Summit concluded with sure signs that BRICS+ will be the way forward for Global South cooperation; de Tschüss G20, hallo BRICS+. Der zunehmend bedeutungslose G20-Gipfel endete mit sicheren Anzeichen dafür, dass BRICS+ der Weg in die Zukunft für die Zusammenarbeit im globalen Süden sein wird.“ The Cradle, 17. November 2022. https://thecradle.co/Article/columns/18477 . 15 Institute of Rural Reconstruction of China (IRRC) of Southwest University http://irrc.swu.edu.cn/s/irrc/Introduction.html Institut für den Wiederaufbau des ländlichen Raums in China (IRRC) der Südwest-Universität Das Institute of Rural Reconstruction of China ist eine Forschungseinrichtung der Southwest University. Seit seiner Gründung im Jahr 2012 dient das Institut als Plattform für die Entwicklung spezialisierter Forschung im Bereich der ländlichen Regeneration für eine nachhaltige Entwicklung unter der Philosophie der "Ökologischen Zivilisation". Mit dem Leiter der SWU als Dekan, dem angesehenen Professor Wen Tiejun, als geschäftsführendem Dekan, nutzt das Institut die reichhaltigen historischen Ressourcen zum Wiederaufbau des ländlichen Raums und des kulturellen Erbes und verstärkt seine wissenschaftlichen Studien und Personalschulungen zur zeitgenössischen ländlichen Regeneration und nachhaltigen Entwicklung in China. Das IRRC führt multidisziplinäre Studien und einschlägige theoretische Forschungen zur ökologischen Zivilisation und zur nachhaltigen Entwicklung durch, gibt politische Empfehlungen auf der Grundlage aktueller Forschungsstudien zur nachhaltigen ländlichen Entwicklung, zur ländlichen Regierungsführung und zum Schutz der Rechte der Landwirte und bietet soziale Dienstleistungen an, um die lokalen Bedürfnisse der nachhaltigen Entwicklung auf der Grundlage von Innovationen und bewährten Praktiken zu erfüllen, die durch lokale Interventionen und Praktiken sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene entstehen. 16 Ein Wki-Link zur Global University for Sustainability lautet https://wiki.p2pfoundation.net/Global_University_for_Sustainability Dort heißt es unter anderem: Es mag zwar viele Schulen, Ausbildungsprogramme, Konferenzen und Workshops geben, die von sozialen Bewegungen organisiert werden, und es mag Weltsozialforen und andere regionale oder globale Plattformen geben, aber die Schwere und Vernetzung der Krisen, die die Menschheit und die Erde zu zerstören drohen, erfordern eine dringende Antwort. Was wir brauchen, ist eine intensive und umfassende globale gegenseitige Befruchtung von Theorien und Praktiken, um den Neoliberalismus und das Kapital grundlegend in Frage zu stellen, tragfähige Formen radikaler postkapitalistischer Alternativen zu fördern und eine dynamische Zusammenarbeit zwischen und unter Aktivisten und Intellektuellen der Bewegungen zu unterstützen. Dies erfordert das Engagement eines breiten Spektrums von Akteuren, darunter soziale Bewegungen, Aktivisten, organische Intellektuelle, Akademiker, politische Parteien, Regierungen und Stiftungen, die aus verschiedenen Disziplinen, Sektoren und Regionen kommen. Es sind nachhaltige Anstrengungen erforderlich, um durch die Aufarbeitung unserer historischen Erfahrungen und die Entwicklung neuer Vorstellungen, neuer Sprachen und neuer Antworten lebensfähige und wirksame intellektuelle Gemeingüter zu schaffen. Auf der eigenen Webseite von Global U https://our-global-u.org/oguorg/en/ heißt es in der Selbstbeschreibung: Als Antwort auf unsere krisengeschüttelte Epoche unterstützt die Initiative der Global University for Sustainability (Global U) die Ausbreitung autonomer und selbstverwaltender lokaler Einrichtungen und deren interdependente Vernetzung für ökologische und sozioökonomische Nachhaltigkeit mit Gerechtigkeit. Global U wird sich als experimentelles Forum für alternative Praktiken in der Produktion, Verbreitung und Nutzung von Wissen konstituieren, das andere Formen des Umgangs miteinander und mit der Natur ermöglicht als die, die durch die vorherrschenden Institutionen und Praktiken eingeschränkt sind. Global U wird versuchen, die Kommodifizierung von Wissen zu überwinden, die durch kapitalistische Mechanismen angetrieben wird, die besitzergreifende individualistische Selbstbilder formen. Es hofft, alte und neue Generationen engagierter Menschen, die sich für ökologische und sozioökonomische Gerechtigkeit einsetzen, zusammenzubringen, um Wissen zu artikulieren, das aus Erfahrungen vor Ort, gemeinsamen Überlegungen und insbesondere aus den Weisheiten der Älteren, der Frauen und der Gemeinschaften, die ihre Allmende und ihre Rechte verteidigen, hervorgegangen ist. Es hofft, die Initiativen von Organisationen und Netzwerken gegenseitig zu befruchten, um weitere Verbindungen zu fördern und kreative und gerechte Formen der Interaktion, Vernetzung und Verwaltung der Gemeingüter zu erproben. Global U stellt sich eine neue nachhaltige Menschheit auf der Erde vor. Verschiedene Bücher werden auf der Seite online direkt zum herunterladen angeboten, so zum Beispiel: Lin Chun – Publications https://our-global-u.org/oguorg/en/lin-chun-publications/ Lin Chun – China and Global Capitalism Lin Chun – The Transformation of Chinese Socialism Lin Chun – Revolution and Counterrevolution in China final proofs Samir Amin_2019_The Long Revolution of the Global South https://our-global-u.org/oguorg/en/monthly-review/ Lawrence Grossberg – Publications https://our-global-u.org/oguorg/en/lawrence-grossberg-publications/ Lawrence Grossberg – We All Want to Change the World Lawrence Grossberg – We gotta get out of this place Wen Tiejun – Ten Crises https://our-global-u.org/oguorg/en/wen-tiejun-ten-crises/ Ten Crises – The Political Economy of China's Development (1949–2020) Wim Dierckxsens - Walter Formento – For a New Civilization: The Multipolar Project https://our-global-u.org/oguorg/en/download/Featured%20Authors/wim_dierckxsens/Wim-Dierckxsens-and-Walter-Formento-For-a-New-Civilization-The-Multipolar-Project-.pdf 17 The Cradle. „Pentagon fails to pass new financial audit, unable to account for over $2 trillion in assets. As Washington's yearly defense budget hurtles towards the $1 trillion mark, the DoD continues to operate with little to no oversight of its spending practices; de Das Pentagon besteht eine neue Finanzprüfung nicht und kann Vermögenswerte in Höhe von über 2 Billionen US-Dollar nicht ausweisen. Während Washingtons jährlicher Verteidigungshaushalt auf die 1-Billionen-Dollar-Marke zusteuert, operiert das Verteidigungsministerium weiterhin mit wenig bis gar keiner Aufsicht über seine Ausgabenpraktiken“, 23. November 2022. https://thecradle.co/Article/news/18716 . Es sei darauf hingewiesen, dass The Cradle eine Übersetzung ins Deutsche anbietet, die sehr gut ist. Dazu rechts oben auf der Webseite auf Translate klicken. 18 Thompson, Mark. „Pentagon Seeks More Money for Beleaguered F-35; de Pentagon will mehr Geld für die angeschlagene F-35“. Pogo. Project On Government Oversight, 21. November 2022. https://www.pogo.org/analysis/2022/11/pentagon-seeks-more-money-for-beleaguered-f-35 . 19 Peil, Karl-Heinz. „Milliardengrab Kampfjet F-35 – auch für Deutschland“. Telepolis, 16. November 2022. https://www.heise.de/tp/features/Milliardengrab-Kampfjet-F-35-auch-fuer-Deutschland-7339496.html . 20 Deutscher Bundestag. „Deutschlands außenpolitische Rolle im Rahmen der atomaren Abschreckungspolitik der NATO Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dagdelen, Ali Al-Dailami, Andrej Hunko, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 20/1708 – Drucksache 20/2168“, 2. Juni 2022. https://dserver.bundestag.de/btd/20/017/2001708.pdf . Deutscher Bundestag. „Zukunft des Eurofighters und des militärischen Luftfahrzeugbaus in Deutschland. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU – Drucksache 20/4198 – Drucksache 20/4525“, 17. November 2022. https://dserver.bundestag.de/btd/20/045/2004525.pdf . 21 Hartung, William. „Despite Outcries About Inflation, Major Arms Makers Are Doing Just Fine; de Trotz der Aufschreie über die Inflation geht es den großen Rüstungsherstellern gut“. Forbes, 28. Oktober 2022. https://www.forbes.com/sites/williamhartung/2022/10/28/despite-outcries-about-inflation-major-arms-makers-are-doing-just-fine/ .
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