Jinan-Info 1/2015

Jinan streikt und ist glücklich

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In China streiken seit einigen Wochen immer wieder unzufriedene Taxifahrer. Jetzt gingen auch Hunderte Taxifahrer in der Augsburger Schwesterstadt Jinan auf die Straße. Die Mehrheit der Taxifahrer in China mietet zugelassene Taxis bei Privatunternehmen, die viel zu hohe Franchise-Gebühren verlangen. Außerdem ist der Markt stark monopolisiert, so dass als Konkurrenz auch in China zahlreiche Apps zur Fahrdienstvermittlung angeboten werden. Dabei bieten auch nicht-lizensierte Fahrer ihre Dienste an. Die Taxifahrer in Jinan haben deshalb gegen die hohen Franchise-Gebühren der Taximonopole und den neuen Leistungsdruck durch die Internetdienste protestiert. Chinesische Wissenschaftler fordern dringend eine strengere Regulierung des Marktes durch die Behörden und eine engere Kooperation der traditionellen Taxiunternehmen mit den neuen Internet-Anbietern.

Aber Jinan bietet noch mehr Bürgerengagement. Hunderte Lehrer streikten am 12. Januar an zwei Mittelschulen in Jinan für höhere Gehälter. Einige der Lehrer arbeiten an ihrer Schule seit acht Jahren ohne Gehaltserhöhung. Auslöser der Streiks waren aber schließlich nicht ausgezahlte Zuzahlungen von 500 Yuan pro Monat. Ein grundsätzlicheres Motiv war noch die allgemeine Unzufriedenheit mit der Absicherung von Lehrerrechten.

Offensichtlich tut ein so offenes Streikklima auch der Bürgerseele gut. Jinan nimmt laut einer neuen Umfrage jetzt Platz zehn unter den glücklichsten Millionenstädten Chinas ein. Ob das in Zukunft auch so bleibt und was sonst noch in Jinan los ist, erfahren Sie jetzt regelmäßig auf unserer Website. Sie können sich weitere Informationen auch auf der englischsprachigen Website http://www.whatsonjinan.com/ besorgen. – hbm

Auch für Verbraucherrechte können die Leute von Shandong massiv werden.
Arbeiter zerstören einen Lamborghini Gallardo L140 Luxus-Sportwagen in Qingdao, der östlichen Hafenstadt der Provinz Shandong. Es geschah in der 8,5_Millionen-Stadt anlässlich des World Consumer Rights Day (Weltverbrauchertag) am 15. März 2011. Der Besitzer des Wagens heuerte Leute an, das Auto öffentlich zu verwüsten, wenn es nach dem Kundendienst eines offiziellen Lamborghini Servicebetriebes nicht funktioniert. Die Protestaktion sollte staatliche Unterstützung provozieren und den Hersteller veranlassen, die Rechte der Verbraucher zu respektieren. Das chinesische Staatsfernsehen nimmt den World Consumer Rights Day alljährlich zum Anlass für eine große TV-Gala, mit der internationale Marken der Konsumententäuschung überführt werden.
Das Webportal 21China schrieb im März 2014: „Nachdem bei der letztjährigen Consumer Rights Day Gala neben Apple auch Volkswagen sein Fett weg bekam, könnte in diesem Jahr Mercedes an der Reihe sein. Weil Chinas Konsumenten sich ihres Einflusses immer bewusster werden und zunehmend ihre Rechte einfordern, könnte das einen harten Schlag für die Schwaben bedeuten. China erweist sich zwar seit langem als Goldgrube für BMW, Mercedes & Co. Doch dafür sind nicht zuletzt die deutlich höheren Preise im Reich der Mitte verantwortlich. Eine große Medienschelte wegen der Autopreis-Abzocke blieb zwar überwiegend ohne Konsequenzen, doch die deutschen Automobilhersteller sollten keineswegs übermütig werden. … Es gilt als so gut wie sicher, dass ein internationaler Hersteller für Luxus- oder Premiumautos am kommenden Samstag ins Kreuzfeuer der Kritik gerät – zu viele Negativschlagzeilen sammelten sich im vergangenen Jahr an. Angriffsfläche bieten vor allem die gefragten deutschen Automarken mit ihren hohen Gewinnspannen.“
Foto: Claudio Núñez CHINA-ECONOMY-BUSINESS-RIGHTS CC BY-NC-ND 2.0 Quelle Flickr


   
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