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Hier
eine Würdigung von Jörg Scherkamp durch die
Augsburger Allgemeine. Sicher haben auch 20 Jahre Abstand
zu dieser beachtlichen Kritik beigetragen.
Engagement
und Ebenmaß
Zur Gedächtnisausstellung für Jörg Scherkamp
(1935–1983) in Oberschönenfeld
Er war im tiefsten Innern der Augsburger Kunstszene
vor 20, 30, 40 Jahren ebenso zuhause wie er imstande
war, Lechidylle und schwäbische Landschaft mit
dem politischen Blick auf Chile und Vietnam zu verbinden.
Und am besten ging das über Brecht. Vor 21 Jahren
starb der Maler Jörg Scherkamp, erst 48 Jahre alt.
In der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld
ist ihm jetzt eine umfangreiche Ausstellung gewidmet.
Unter dem Titel „Nichts nehme ich mit“ (eines
seiner Gedichte) sind 60 Druckgrafiken, Zeichnungen
und Temperabilder zu sehen, vom Anfang der 60er Jahre
bis zu seinem Tod. Der gebürtige Ravensburger,
gelernter Buchdrucker, kam 1952 nach Augsburg, besuchte
die Graphische Fachschule und war seit 1962 freischaffender
Maler. 1966 erhielt er den Kunstpreis des Bezirks Schwaben.
Nicht nur der enge Bezug zum Handwerklichen, zur einst
(?) elitären Zunft der Buchdrucker, prägte
das universelle kreative Potential Jörg Scherkamps:
Zur freien malerisch zeichnerischen Ausdruckskraft,
die oft die typo und kalligrafische Kunst mit einschloss,
kam die unprätentiöse literarische Erfindungskraft
seiner Gedichte und Aphorismen, seine Sensibilität
für Dichter wie Brecht, Sarah Kirsch, Paul Eluard,
Federico Garcia Lorca, Pablo Neruda, denen viele seiner
Illustrationen und Bilderzyklen (vertreten auch in der
Ausstellung) gewidmet sind. Und dazu kam schließlich
auch noch das vehemente, ehrlich politische Engagement
des einstigen DKP-Mitglieds.
Er geißelte in
Bild-Wort-Kombinationen den Faschismus in Chile wie
den Vietnam-Krieg und auch die Schrecken von Guernica
nach Eluard-Gedichten – zeichnerisch-grafisch
perfekt sind diese von literarisch-typografischen Elementen
wie auch von virtuosen Antlitzen und Landschaftssplittern
durchzogenen Kompositionen, die Grafiken ebenso wie
die großen Formate seiner farblich hinreißend
austarierten Temperagemälde. ...
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